Zwar sind 22 Millionen und damit gut die Hälfte aller bundesdeutschen Haushalte an das Kabelnetz angeschlossen, aber sie nutzen es immer noch weitgehend zum Empfang von TV- und Rundfunksendungen. Ein bittere Erfahrung, die unter anderem unlängst auch die in Nordrhein-Westfalen tätige Callahan-Tochter Ish machen musste, die das dortige Netz flächendeckend für Digital-TV, schnelles Internet und Telefonie aufrüsten wollte und sich dabei bis zur Zahlungsunfähigkeit überhob. Diesen Fehler wolle man tunlichst vermeiden, hieß es deshalb vor kurzem vielsagend bei der Investorengruppe um die US-amerikanische Investmentbank Goldman Sachs, die Ende Januar für knapp 2,2 Milliarden Euro den Deal machte, der Liberty Media versagt wurde.
Neues Monopol bei DSL geschaffen
Wie kümmerlich sich der Anteil kabelnetzbasierender Internet-Anwendungen hierzulande im Weltmaßstab darstellt, machte unlängst auch der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) deutlich. Danach liegt Deutschland bei der Verbreitung von Kabelmodems gemessen an den führenden Industrienationen an vorletzter Stelle (siehe Grafik).
Deutlich mehr Augenmerk richtet der Bitkom naturgemäß auf eine für Deutschland weitaus erfreulichere Bilanz: Die Verbreitung breitbandiger DSL-Anschlüsse im herkömmlichen Telekom-Festnetz - und die daraus nach Ansicht des IuK-Verbandes entsprechende Perspektive eines mittelfristig boomenden Dienstleistungsmarktes. Doch der damit verbundene faktische Abgesang auf das Fernsehkabel hätte nicht sein müssen. Experten wie dem früheren Bertelsmann-Multimedia-Vorstand Bernd Schiphorst dämmerte es schon vor Jahren, dass ein modernisiertes TV-Kabelnetz nur so lange Marktchancen habe, wie die Telekom „ihr T-DSL-Angebot nicht flächendeckend vermarkten“ könne. Doch Stimmen wie diese fanden kein Gehör. So entstand, wie man es heute zynisch formulieren könnte, unter den Augen des Regulierers und der Bundeskartellamtes bei der DSL-Technik ein neues Telekom-Monopol.