DSL - und sonst gar nichts

29.06.2005
Von Jürgen Kotschenreuther

Die Konkurrenten der Telekom sind jedoch überzeugt, ihre Leistung erheblich steigern zu können, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Vorleistungsprodukte des Ex-Monopolisten verbessert werden. Dies gilt insbesondere auf der letzten Meile für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), das Line Sharing und den Bitstream Access (siehe Kasten "Glossar").

Heute setzt der DSL-Breitbandmarkt im Wesentlichen auf der TAL der Telekom auf. Hier hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post Ende April den monatlichen Mietpreis, den die Wettbewerber an die Telekom zahlen müssen, um knapp zehn Prozent auf 10,65 Euro gesenkt. Es wird jedoch bezweifelt, ob diese Preissenkung ausreicht, damit die Betreiber alternativer Netze verstärkt in TAL-basierende Sprach- und Datennetze investieren.

Drahtseilakt der Regulierung

Generell steht die TAL im Mittelpunkt aller Telekom-Vorleistungsprodukte und setzt ge- wissermaßen einen Maßstab: Die Preise der übrigen Zugangsvarianten orientieren sich an ihr. Dies heißt, dass zum Beispiel die Investitionsanstrengungen der Stadtnetzbetreiber nicht durch zu günstige Gebühren im Line Sharing konterkariert werden dürfen. Insgesamt ist der Regulierer gefordert, einen echten Infrastrukturwettbewerb zu gewährleisten, der in die Fläche geht, bislang ungenutzte Wertschöpfungspotenziale erschließt und Angebotsvielfalt schafft.

Glossar

• Teilnehmeranschlussleitung (TAL): Aufgrund ihrer marktbeherrschenden Stellung ist die Telekom verpflichtet, Wettbewerbern die so genannte letzte Meile zu vermieten, das heißt die Leitung zwischen der Telefondose des Endkunden und dem Hauptverteiler (HVT) in der Ortsvermittlungsstelle der Telekom.

• Line Sharing: Die Telekom muss den Wettbewerbern Telefonleitungen im Ortsnetz nicht nur komplett, sondern auch teilweise anbieten. Durch die Aufteilung der TAL kann der Kunde über die Telekom telefonieren, den Internet-Zugang aber von einem anderen Unternehmen beziehen.

• Bitstream Access: Dieses Verfahren stellt eine zur TAL und Line Sharing komplementäre Zugangsvariante dar. Der Zugang erfolgt auf höherer Netzebene via ATM- und IP-Schnittstelle. Bitstream Access würde dem Provider die direkte Kontrolle über die Endkundenbeziehung und die flächendeckende Vermarktung eigener innovativer Dienste über das DSL-Netz der Telekom ermöglichen, ist in Deutschland aber noch nicht verfügbar.

Bei dem Telekom-Produkt Line Sharing werden die Preise in Kürze ebenfalls neu festgelegt. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), in dem sich die alternativen TK-Anbieter zusammengeschlossen haben, drängt auf eine kräftige Senkung des Entgelts, damit die Nutzung dieses Vorleistungsprodukts wesentlich rentabler wird. Insgesamt würde dies, so die Organisation, zu einer höheren Nachfrage nach Breitbandanschlüssen führen. Ähnlich wie bei der TAL würde eine Line-Sharing-Preissenkung Investitionen fördern und Infrastrukturwettbewerb stimulieren - allerdings mit Fokus auf die Datenkommunikation.

Brüssel fordert Bitstream Access