Nichts als Lippenbekenntnisse?

ERP-Markt: Groß lockt Klein

07.03.2003
Von von Stefan

Die Angaben darüber, ab wie vielen Seats die Einführung von All-in-One in Betracht gezogen werden sollte, sind unterschiedlich. Experten wie Rüdiger Spies von der Meta Group meinen, dass derzeit von Ausnahmen abgesehen ein „sinnvoller“ Einsatz dieser Preconfigured-Lösungen erst in größeren mittelständischen Unternehmen möglich ist, also oft oberhalb von 100 ERP-Benutzern.

Ganz anderer Meinung sind da naturgemäß SAP-fokussierte Dienstleister wie IBM Business Consulting Services oder Siemens Business Services. Der für die mittelständische Fertigungsindustrie verantwortliche IBM-Mann Johannes Förderreuther hat die Erfahrung gemacht, dass Mittelständler, die einen hohen Automatisierungsgrad in der Auftragsabwicklung wünschen und dabei mit etwa 50 Arbeitsplätzen aufwärts planen, durchaus auch eine R/3-basierende Branchenlösung evaluieren sollten. Einmal eingeführt, werde die ERP-Suite dann auch schnell für angrenzende Anwendungsbereiche im Unternehmen genutzt, so etwa für Dokumentenverwaltung, Lohn und Gehaltsabrechnung, Betriebsdatenerfassung oder Zutrittskontrolle. Der IBM-Bereich bietet für die mittelständische Fertigungsindustrie (einfache diskrete Fertigung, Anlagenbau sowie generische Fertigung) zwei All-in-One-Pakete an, wobei das Kundenspektrum von 20 bis 150 Arbeitsplätzen reicht.

Laut Förderreuther zeigt sich im Maschinenbau, dass mit der Komplexität der Produkte auch die Anforderungen an die Betriebslogistik steigen und dies umfangreiche ERP-Funktionalität unabhängig von der Mitarbeiterzahl rechtfertigt. Auch bei einer Fabrik mit nur 200 Mitarbeitern handele es sich um eine Art Mikrokosmos, der genau die gleichen betriebswirtschaftlichen Aspekte (Rechnungswesen, Logistik, Personal und PLM) und IT-Aspekte (Verfügbarkeit, Betreuungsaufwand und TCO) enthält wie in Großunternehmen - nur eben in Form einer vorkonfigurierten R/3-Suite eine Nummer kleiner.

Markus Kehrwald, ERP-Experte bei Siemens Business Services (SBS), geht noch einen Schritt weiter. Sein Haus arbeitet nicht mit einem voreingestellten All-in-One, sondern passt R/3 bezie-hungsweise die Mysap-Produkte an die betrieblichen Anforderungen des jeweiligen Kunden an. Die von SBS betreuten mittelständischen Unternehmen starten bei zirka 70 ERP-Arbeits-plätzen, 120 bis 200 Seats seien häufig anzutreffen.

Voreinstellungen passen oft nicht