Ethernet spart bei Standortkopplung

16.05.2002
Von Martin Seiler

Um Metro-Ethernet-Dienste nutzen zu können, müssen Unternehmen keine besonderen Voraussetzungen erfüllen, spezielles Equipment ist nicht notwendig. Bei Colt sieht die technische Umsetzung so aus, dass vom optischen Hauptring des Carriers eine Glasfaser bis ins Gebäude des Kunden hinein verlegt wird. Auch Completel führt die optischen Leitungen direkt zu den Unternehmen. Je nachdem, welche Dienste ein Unternehmen bestellt hat, installieren die Anbieter im Unternehmen einen Konverter oder einen optischen Multiplexer, der die aus dem LAN kommenden Signale für den Transport über die Glasfaser umsetzt. Abhängig davon, welches Equipment zum Einsatz kommt, steht dem Unternehmen dabei eine einzelne Glasfaser oder über Wave Division Multiplexing (WDM) eine bestimmte Lichtwellenlänge zur Verfügung.

Unkomplizierte Nutzung

Im Unterschied zu Dark Fiber, bei dem der Kunde die Glasfaser mietet, eigenes Equipment einsetzt und sich selber um die Verbindung kümmert, übernimmt Colt die technische Umsetzung und überwacht die Leitung. Die Preise hängen ab von der Art der Anbindung (ob redundant oder nicht redundant, gemanagt oder nicht), von der Höhe der Bandbreite sowie in gewissem Maß von der zu überbrückenden Entfernung, weiß Mark Dittmann.

Ethernet scheint außerhalb der lokalen Netze guten Zeiten entgegen zu gehen: Die Analysten von Pioneer Consulting gehen davon aus, dass das Verfahren in den Bereichen Netzzugang, Metro Area Networks (MANs) und Wide Area Networks (WANs) im Lauf der nächsten Jahre immer stärker an Bedeutung gewinnen wird. Das Marktvolumen speziell für Gigabit-Ethernet-Komponenten soll dadurch von derzeit rund 4,6 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2005 auf den Wert von 44 Milliarden Dollar ansteigen. Der Markt für alle Ethernet-Technologien zusammengenommen werde von momentan 17 Milliarden auf über 145 Milliarden Dollar anwachsen.

Es ist jedoch fraglich, ob Gigabit Ethernet oder noch schnellere Varianten andere Übertragungsverfahren verdrängen können. Das wäre zwar der Wunschtraum des „Ethernet-Everywhere“-Verfechters Gordon Stitt von Extreme, auch Cisco oder Nortel könnten sich mit diesem Gedanken sicher anfreunden. Completel-Mann Ernst ist da eher skeptisch. Für ihn hat Ethernet zwar klare Vorzüge, wenn es um reine Datenübertragungen geht.

SDH ist für ihn jedoch nach wie vor „erste Wahl, wenn es um Echtzeitverbindungen geht, beispielsweise die standortübergreifende Kopplung von TK-Anlagen“ Er sieht daher nicht die Gefahr, dass die Ethernet-Services seines Unternehmens (Completel offeriert unter der Bezeichnung „CT Metrolan“ Point-to-Point-, Point-to-Multipoint- sowie Multipoint-to-Multipoint-Kopplungen auf Ethernet-Basis) das SDH-Angebot kannibalisieren, sondern glaubt an eine Koexistenz beider Techniken. Wer letztendlich Recht behält, muss sich zeigen. Fest steht jedoch, dass Unternehmen schon heute mit Metro-Ethernet bei der Standortkopplung sparen können.