Finanzspritzen für den Mittelstand

01.04.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Eigenkapital im Visier Bei deutschen kleinen und mittleren Unternehmen ist die Eigenkapitalausstattung traditionell niedrig, was vornehmlich mit der Steuerpolitik zusammenhängt. Demnach ist es nicht opportun, Gewinne auszuweisen, sondern diese über Abschreibungen oder Rückstellungen „wegzudrücken“. Zudem ist der Zins auf das eingesetzte Eigenkapital steuerpflichtig, während Zinsen auf Fremdkapital Betriebsausgaben sind. Auch ist Eigenkapital teuer, weil es nicht besichert ist. Folglich war es hierzulande üblich, vieles mit Fremdkapital zu finanzieren. In den USA und Großbritannien hingegen stellt sich die Situation anders dar, wesentlich häufiger wird Eigenkapital zur Finanzierung genutzt. Durch Basel II müssen sich deutsche Unternehmen jedoch dieser Relation annähern. Daher sind Unternehmer künftig auf Alternativen zur traditionellen Hausbank angewiesen, wenn sie ihre Bilanz stärken wollen.

Mit den vielfach zitierten neuen Eigenkapitalrichtlinien für Banken (Basel II) hat das nur am Rande zu tun - Basel II forciert zwar die Entwicklung, hat sie aber nicht zu verantworten. Zudem sei absehbar, dass sich die unmittelbaren Auswirkungen für den Großteil der kreditsuchenden Unternehmen in einem akzeptablen Rahmen bewegen, sagt Gregor Taistra, Projekt-Manager bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dennoch komme auf die Firmen ein kultureller Wandel zu, dessen Folgen sich noch nicht abschätzen ließen: „Die Unternehmen müssen sich stellen.“

Vor allem müssen sich viele Mittelständler der Tatsache stellen, dass, gemessen an den Basel-II-Vorgaben, ihre Ausstattung mit Eigenkapital künftig nicht mehr ausreicht. Diese war in der Vergangenheit aus verschiedenen, vornehmlich steuerlichen Motiven, niedrig gehalten worden, was sich einst rechnete, nun aber rächt: Je schlechter die Bonität der Kreditnehmer ist, desto teurer wird künftig das Geld. Das Problem dabei ist, „dass sich der Bankkredit als Standard-Finanzierungsinstrument in den Köpfen vieler Unternehmer zu sehr festgesetzt hat“, berichtet Rating-Experte Martin Wambach von der Nürnberger Mittelstandsberatung Rödl & Partner.

Beispiel Leasing: Jeder kennt es, aber nur knapp jeder zweite Unternehmer nutzt es gegenwärtig. Meistens wird es bei Firmenwagen in Betracht gezogen, andere Investitionen hingegen werden auf die herkömmliche Art und Weise finanziert. „Dem Thema Leasing wird insgesamt zu wenig Bedeutung beigemessen“, moniert Wambach. Die Banken seien zwar ein Finanzierungspartner, aber nicht der einzige - und sind auch immer seltener daran interessiert, alleiniger Partner zu sein.

IT-Branche im Dornröschenschlaf

Neben der derzeitigen Konjunkturlage stellten vor allem Finanzierungsfragen den Mittelstand vor Herausforderungen, beschrieb unlängst auch das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Situation. Häufig werde die Finanzierung noch nicht mit der erforderlichen Intensität und Professionalität behandelt. „Gerade am Mittelstand sind die Finanzinnovationen der letzten zehn Jahre fast völlig vorbeigegangen“, konstatiert Wambach.