Frankfurt: Das Geld sitzt nicht mehr so locker

17.10.2003
Von Marc Voland

Gemessen am Umsatz schneiden Hessens Multimedia-Dienstleister laut iBusiness Ranking 2003 am besten ab. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Umsatz liegt bei etwa 150 000 Euro, die bayerischen Interaktiven erzielen etwa 50 000 Euro weniger. Zufrieden mit ihrem Standort sind mehr als die Hälfte der über 6000 hessischen Softwareanbieter, so eine Studie der Technologie-Stiftung Hessen, einer Wirtschaftsfördergesellschaft des Landes. Trotz der wirtschaftlichen Probleme beurteilten knapp 50 Prozent die Situation ihres Unternehmens als gut.

Doch die Flaute hat auch Hessen, eines der wirtschaftlich stärksten Bundesländer, getroffen. "Leiden Industrie und Banken, leiden auch die Dienstleister", sagt Frank Hammer, Seminarleiter des Frankfurter Existenzgründerprogramms Kompass. Er beschreibt die Stimmung als wenig euphorisch. "Die potenziellen Auftraggeber schauen sich viel um, sind mit Aufträgen aber eher zurückhaltend." Vor allem die Nachfrage der Geldhäuser, die früher massiv in IT investierten, fehlt.

Konservative Hausbanken

Zwar fragen Banken noch verhältnismäßig viel Beratung ab, so Hammer, doch mit ihrer eigenen Krise hätten sie einen Dominoeffekt ausgelöst: "Erst spürte es die Werbebranche, und schließlich kamen auch die Software- und Telekommunikationsunternehmen dran." Das Geld sitzt nicht locker, klagen Firmeninhaber und Unternehmensgründer. Finanzdienstleister investieren auch nicht mehr so schnell in junge Unternehmen. "Die Hausbanken agieren extrem konservativ, die Risikobereitschaft ist enorm gesunken", sagt Frank Syring, Projektleiter bei der Modell- und Pilotprojektförderung der Technologie-Stiftung.

Auch Günter Högner, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Nassauischen Sparkasse, sieht eine erhöhte Sensibilität bei den Banken. "Doch wenn das Konzept schlüssig ist und der Unternehmer uns von seiner Geschäftsidee begeistern kann, dann spricht auch in der momentanen Situation nichts gegen eine Finanzierung." Damit Erfolg versprechende Gründer leichter ein Konto eröffnen können oder einen Kredit erhalten, plant das Land Hessen, künftig mit einer Bürgschaft einzuspringen: Werden Risiken übernommen, dürften Hausbanken eher geneigt sein, mit Kapital auszuhelfen.