Freiberufler: Festanstellung, nein danke.

16.08.2007
Von 
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.

Walter Schmidt, 50 Jahre, Mathematiker

Walter Schmidt: "Die Kunden, die nerven, habe ich nicht mehr."
Walter Schmidt: "Die Kunden, die nerven, habe ich nicht mehr."

Ein paar Tage später treffen wir Walter Schmidt, ebenfalls IT-Freiberufler, in einem Café in München. Der promovierte Mathematiker ist seit 1994 Freelancer und kam ebenso wie Spaar nach einem festen Arbeitsverhältnis auf die Idee, sich selbständig zu machen. "Ich war Assistent an der TU München. Als mein Zeitvertrag auslief, dachte ich, als Mathematiker müsste man recht gut als freier Programmierer arbeiten können", schildert Schmidt. Es sei für ihn keineswegs eine Notlösung gewesen, sondern er habe dazu große Lust gehabt. Allerdings gab es damals wenig Infrastruktur für Freiberufler, Projektbörsen wie heute Gulp oder Geco waren kaum vorhanden, auch Online-Netzwerke wie Xing fehlten, und man wusste nicht recht, wen man fragen konnte.

Von Schulungen zur Projektleitung

Also begann Schmidt zunächst damit, technische Schulungen in einer Firma zu geben, die für das Luft- und Raumfahrtunternehmen Dasa tätig war. An diesen Auftrag war er über private Kontakte gekommen. Anschließend ging es Schlag auf Schlag: Über Mundpropaganda erhielt er Schulungsaufträge von Borland Software. "Da konnte ich Erfahrung im Softwarebereich sammeln und bekam zudem ein paar Kundenkontakte", so der Mathematiker. Am Anfang seiner freiberuflichen Programmiertätigkeit war Schmidt viel mit Projektleitung betraut: "Auf der rein technischen Ebene war das für mich okay, nur die organisatorische Seite liebe ich nicht so." Überhaupt hat er von Projekten einen klare Meinung: "In der Projektleitung wird man hauptsächlich für seine Leidensfähigkeit bezahlt", erklärt er augenzwinkernd.

Inzwischen ist Schmidt vor allem im Bereich Versicherungsmathematik für einen Rückversicherer unterwegs. "Da geht es darum, welche Strukturen der Erstversicherer braucht, um die nächsten 100 Jahre zu überleben. Das sind komplizierte Vertragsstrukturen, und ich programmiere die Grafik dafür."