Freiburg/Schwarzwald

Freiburg/Schwarzwald: Eine Region lockt viele IT-Gründer

10.12.2001
Von in Hiltrud

Auch über künftige Entwicklungen macht man sich an der Universität Gedanken, so beispielsweise im "Institut für Informatik und Gesellschaft", das sich mit den sozialen Auswirkungen der neuen IT-Techniken beschäftigt. Inzwischen sind an der 15. Fakultät rund 650 Studenten für den Studiengang Diplom-Informatik eingeschrieben, davon mehr als 200 Erstsemester. In den vergangenen Jahren stieg das Interesse an der IT-Ausbildung sehr stark, so dass das Institut im Gegensatz zu den Anfangsjahren derzeit keine freien Studienplätze mehr hat. Seit vergangenem Sommersemester bietet die 15. Fakultät außerdem die Ausbildung zum "Master of Computer Science" an, die vier Semester dauert und vom akademischen Auslandsdienst (DAAD) unterstützt wird. 50 Prozent der Studienplätze werden an ausländische Studenten vergeben.

Karrieresprungbrett FH

In der Schwarzwälder Provinz hat sich die Fachhochschule Furtwangen einen Namen als Talentschmiede für Informatiker gemacht. Sie hat beim COMPUTERWOCHE-Ranking 2001 am besten abgeschnitten. Die 1850 als Uhrmacherschule gegründete Fachhochschule bietet neben Klassikern wie allgemeine Informatik, Maschinenbau und Feinwerktechnik auch moderne Studiengänge wie Online-Medien, Business Consulting, oder International Business Consulting. Die FH, die in Furtwangen und Villingen-Schwenningen vertreten ist, zählt rund 2800 Studenten, davon über 1200 in den verschiedenen Informatiker-Studiengängen. 30 Prozent der Studenten kommen von außerhalb des 70-Kilometer-Umkreises, zwölf Prozent aus dem Ausland.

Quelle: FWT, Freiburg Wirtsschaft und Touristik GmbH & Co. KG.
Quelle: FWT, Freiburg Wirtsschaft und Touristik GmbH & Co. KG.

Im vergangenen Jahr verließen rund 130 Diplom-Informatiker die Ausbildungsstätte und wurden von der Industrie mit Kusshand aufgenommen. Oft konnten die Absolventen unter zehn Angeboten auswählen, weiß Werner Ruoss, Prorektor der Fachhochschule. Zu den Boomzeiten der IT-Branche mussten die Absolventen nur den Finger heben und hatten bereits lukrative Angebote, so Ruoss. Oft seien die Firmen so unter Druck gewesen, Projekte voranzutreiben, dass sie auch Einsteiger nahmen und an schwierige Aufgaben setzten - für beide Seiten keine befriedigende Situation. Inzwischen habe sich die Lage wieder normalisiert, die Nachfrage nach Informatikern sei aber nach wie vor groß. So erfreut sich die Kontaktbörse, die die FH zwei Mal pro Jahr an beiden Standorten abhält und bei der sich Firmen als potenzielle Arbeitgeber präsentieren, nach wie vor großer Beliebtheit.

Nach den Erfahrungen von Ruoss brauchen sich Studenten, die mit Erfolg abgeschlossen haben, keine Jobsorgen zu machen. Er ist froh, dass die Anwerbungsversuche der Industrie wieder in geordneten Bahnen verläuft: "Die Blütezeit hat die Studenten teilweise leichtsinnig gemacht. Sie haben nämlich gedacht, dass sie sich nicht mehr anstrengen müssen, um einen guten Job zu bekommen."

Die Vorzüge der Region

Rund 70 Prozent der Absolventen bleiben in der Region, einige wie beispielsweise Ulrich Dietz von GFT Technologies sorgen als Firmengründer für einen IT-Aufschwung im Schwarzwald. Der FH-Prorektor Ruoss, der selbst zwölf Jahre in München gelebt und in einem Industrieunternehmen gearbeitet hat, bevor es ihn in den Schwarzwald zog, kann die Entscheidung gut nachvollziehen. Die wirtschaftliche Lage sei gut und stabil, es gebe einen gesunden Mittelstand, zudem biete die Gegend sowohl für sportlich als auch für kulturell Interessierte überraschend viele Angebote. FWT-Geschäftsführer Dallmann sieht in den verglichen mit München oder Stuttgart niedrigeren Lebenshaltungskosten ein weiteres Argument für die Region. Für die dort gebotene Lebensqualität seien viele bereit, auf etwas Gehalt zu verzichten. Ist der Freiburger Raum samt Schwarzwald nun das Nonplusultra für alle IT-Fachkräfte? "Unsere Region ist auf dem besten Weg, sich auch als Medienstandort einen Namen zu machen." Er vergleicht die Situation mit der Bundesliga. "Wir zählen zwar nicht zu den Aspiranten auf den Meisterschaftstitel, aber wir sind sicher eine gute Talentschmiede."