Kumpel oder Überchef?
Viele schaffen das nicht. Personalprofi Rohmeier beobachtet zwei Extreme, wenn der Teamkollege zum Chef wird. Die einen bleiben Kumpel. Sie können sich kaum durchsetzen und nur schwer harte Entscheidungen treffen. Die anderen werden zum Überchef, der sich mit allen Mitteln Autorität verschaffen will. Wie jener IT-Consultant, der nach der Beförderung darauf beharrte, dass ihn die alten Kumpel siezen. Rohrmeier: "Beide Extreme gehen in der Regel schief."
Foto: Astrid Schreyögg
Coaching-Expertin Astrid Schreyögg erlebt in ihren Trainings immer wieder, wie schwer es Aufsteigern fällt, sich in der neuen Rolle zurechtzufinden, selbst wenn der Aufstieg aus den eigenen Reihen das übliche Karrieremodell in der Firma ist. Ihr Rat: "Die Aufsteiger müssen erstmal selbst den Rollenwechsel vollziehen, indem sie innerlich Abschied von ihrer alten Position nehmen. Nur dann können sie der Gefahr widerstehen, in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen, die nicht zur neuen Rolle und den neuen Aufgaben passen. Ein Techniker etwa, der zum Chef befördert wird, sollte die technischen Probleme nicht mehr selbst lösen, sondern andere zur Lösung dieser Probleme anleiten.
Schreyögg, Autorin des Buches "Coaching für die neu ernannte Führungskraft" rät, sich ganz ausdrücklich "von der nächsten Führungsebene inthronisieren zu lassen": Ihre Tipp an den Aufsteiger: "Der Rollenwechsel muss optisch und gefühlsmäßig deutlich werden." Sie liefert auch gleich die Begründung dazu: "Der neue Chef muss sich über zwei Dinge im Klaren sein: Ich bin nicht mehr in der warmen Badewanne des Teams und muss ein gewisses Maß an Einsamkeit aushalten, selbst wenn mich das Team immer wieder in diese Wanne zurückholen will. Damit zweitens die Mitarbeiter begreifen: Der alte Kollege ist jetzt Chef - und damit legitimiert, von uns Leistung zu verlangen."
Leicht ist das im Alltag nicht. Aufsteiger und Exkollegen verheddern sich in einem Gewirr von Missverständnissen. Wenn der neue Chef vor abendlichen Treffen plötzlich zurückschreckt, munkeln schnell die Mitarbeiter: "Typisch, früher war Guido mit uns bis in die Puppen Skat spielen, jetzt ist er sich dafür zu schade". Dabei würde der Chef gerne weiter mit ihnen Skat spielen, ist aber unsicher, ob er das als Chef noch kann. Wer hin- und hergerissen herumdruckst, mal tagsüber die Zügel anzieht, mal abends beim Bier die Kollegen umarmt, manövriert sich schnell in Schwierigkeiten. "Die Mitarbeiter können das Verhalten nicht klar entschlüsseln und bewerten", so Torsten Groth, Management-Forscher und Berater am Management Zentrum Witten (MZW) in Berlin.
- Namen vergessen?
Wer kennt das nicht: Sie haben den Namen Ihres Gesprächspartners vergessen. Kein Problem, geben Sie es offen zu im Sinne von "Mein Namensgedächtnis lässt mich leider gerade im Stich. Wie war gleich Ihr Name?" Bleiben Sie kurz und knapp und wenden Sie sich dann den Sachthemen zu. - Under- oder Overdressed?
Sie erscheinen in der falschen Kleidung bei einer Veranstaltung. Begehen Sie jetzt nicht den Fehler, allen davon zu erzählen, dass Sie sich bei der Kleiderwahl vertan haben. Bleiben Sie gelassen und nehmen Sie eher beiläufig Stellung dazu. Im Sinne von "Ich habe mich sehr beeilt, heute herzukommen" oder "Mein Koffer wurde am Flughafen vertauscht". Allerdings: Sind Sie gänzlich falsch gekleidet, ist es oft besser, einfach zu gehen. - Verbal ins Fettnäpfchen getreten?
Wenn Sie gerne viel reden, wird es immer wieder passieren, dass Sie etwas sagen, was Ihrem Gegenüber peinlich ist. Wichtig ist in diesem Fall, dass Sie sich bewusst sind, dass es dem anderen peinlich ist. Vermeiden Sie große verbale Entschuldigungen oder Bemerkungen wie "Das muss Ihnen doch nicht peinlich sein." Denn dem anderen ist nicht nur das Gesagte peinlich, sondern auch die Tatsache, dass es ihm peinlich ist. Daher: Lieber das Thema wechseln, um dem anderen wieder mehr Sicherheit zu geben. - Von Etikette keine Ahnung?
Wie war das doch gleich: Wen begrüßt man zuerst, die ältere Dame oder den Chef? Mit welchem Besteck isst man welche Speise? Was tun, wenn man sich in der Situation nicht auskennt oder bereits einen Knigge-Fauxpas begangen hat? In diesem Fall folgen Sie Ihrer Intuitionoder fragen Sie knapp, direkt und höflich, wie es geht oder welches Besteck jetzt angesagt ist, statt aus den Augenwinkeln zum Nachbarn zu schielen, um dort abzukupfern. Sympathisch wirkt etwa, wenn Sie sagen: "Entschuldigen Sie, ich habe keine Ahnung, wen ich wem zuerst vorstellen muss. Da frage ich sonst immer meine Frau. Aber die ist heute leider nicht da." - Der Klassiker: Das umgestoßene Weinglas
Ein Weinglas umzustoßen, ist wohl jedem schon einmal passiert. Peinlich. Noch peinlicher ist es, wenn es bei einem Geschäftsessen passiert und es sich über die Gattin des Chefs ergießt. Was tun? Auch hier gilt: Bleiben Sie ganz ruhig. Vermeiden Sie hektische Hilfsmaßnahmen. Entschuldigen Sie sich bei der Leidtragenden und bitten Sie dann die Bedienung um Hilfe. Bieten Sie Hilfe an, werden Sie aber nicht ungefragt tätig. Selbstverständlich bieten Sie an, die Reinigungskosten zu übernehmen. - Wenn der Magen knurrt
Die größte Angst haben viele vor Magen- oder Darmgeräuschen im Berufsleben. Gerade bei wichtigen Meetings kann es da zu peinlichen Situationen kommen, wenn die Geräusche nicht nur einmal, sondern gehäuft auftreten. - Bei Magengeräuschen hilft oft ein Glas Wasser.
Bei Blähungen sollten Sie sich kurz entschuldigen, ohne Gründe zu nennen, und sich auf der Toilette Erleichterung verschaffen, bevor Sie zum Meeting zurückkehren. Das gleiche gilt übrigens bei Schluckauf: Unterbrechen Sie das Meeting oder Gespräch für einige Minuten – oder vertagen Sie es auf den kommenden Tag, wenn der Schluckauf nicht aufhört. - Wenn der Kollege schlecht riecht
Wie sagt man es dem Kollegen, dass er stark nach Schweiß riecht oder Mundgeruch hat? Regel Nummer eins ist, dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, sein Gesicht zu wahren. Daher sollte man zunächst indirekt auf das Problem hinweisen, indem Sie etwa dem betroffenen Kollegen erzählen, Sie hätten selbst einmal ein Schweiß- oder Mundgeruchsproblem gehabt und es aber mit einem besonders starken Deo beziehungsweise einer Zungenbürste in den Griff bekommen. Ignoriert der Betroffene den Hinweis, werden Sie um ein vertrauliches Gespräch nicht umhin kommen. Machen Sie aber keine Staatsaffäre daraus, sondern gehen Sie es diskret an. - Sie haben keine Ahnung
Nichts ist peinlicher, als zuzugeben, dass man keine Ahnung hat, oder wenn unsere berufliche Kompetenz in Frage gestellt wird. Wer die Wissenslücke entdeckt, ob Chef oder Kollege, ist dabei egal. Gehen Sie in diesem Fall nicht gleich in die Defensive, sondern geben Sie unumwunden zu: "Das habe ich vergessen" oder "In diesem Bereich kenne ich mich nicht aus." Das wirkt souveräner, als nach und nach zugeben zu müssen, dass man doch keine Ahnung hat. - Ein Kunde beschwert sich
Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Kundengespräch und ein anderer Kunde platzt herein und beschwert sich. Was nun? Weisen Sie zunächst die Anschuldigungen zurück, zeigen Sie sich aber dann höflich und kooperativ im Sinne von "Ich kümmere mich sofort um das Problem." Sorgen Sie zudem dafür, dass der Beschwerdeführer den Raum verlässt und sie ihr anderes Gespräch zu Ende führen können.. - Sie haben einen Fehler gemacht
In diesem Fall kann es hilfreich sein, wenn Sie sich peinlich berührt zeigen. Haben Sie etwa einem Kunden eine falsche Information gegeben, sollten Sie das zugeben und sagen, dass es Ihnen peinlich ist. Das wirkt entwaffnend, vor allem wenn Sie sich bemüht zeigen, den Fehler wieder gut zu machen. - Sie haben einen Riesenfehler gemacht
Ihr Chef brüllt Sie an: "Haben Sie das verbockt?" und tobt und wütet und ist sachlichen Argumenten nicht zugänglich. Peinlich. Hier gibt es nur die Möglichkeit, den Chef toben zu lassen. Widersprechen Sie nicht und geben Sie nur knappe Antworten. Ihr Chef will sich offenbar erst einmal Luft verschaffen. Im zweiten Schritt geben Sie den Fehler zu und entschuldigen Sie sich. Als drittes bieten Sie eine Lösung an. - Über Anwesende lästern
Was tun, wenn Sie über einen Kollegen lästern, der dummerweise plötzlich hinter Ihnen steht? In diesem Fall sollten Sie einfach den <b>Mund halten</b>, denn alle Erklärungen, Rechtfertigungen und ähnliches verschlimmern die Situation nur. - Wenn eine Lüge auffliegt...
... ist das im Berufsleben besonders peinlich. Wer kennt das nicht: Der Chef fragt, ob man eine Aufgabe schon erledigt hat - hat man nicht, sagt aber ja, nur um den Chef schnell loszuwerden. Und dann kommt unweigerlich die Frage des Vorgesetzten: "Kann ich mal sehen." Dumm gelaufen. Nun gilt es, keine weiteren Notlügen zu erfinden, sonst ist eine heillose Verstrickung vorprogrammiert. Besser ist es, abzulenken, Verwirrung zu stiften oder sich über irgendeinen Vorwurf aufzuregen im Sinne von "Ach, mir fällt da gerade ein ..." oder "Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich hätte ...". Und dann sollten Sie solche Bequemlichkeitslügen NIE wieder anwenden. - Weitere Sofort-Hilfe bei Knigge-Blackouts ...
... wie etwa zum Thema <b>Erröten, wie man sich wieder fängt, Peinlichkeit als Waffe oder Ablenkungsmanöver und humorvolles Reagieren</b> erhalten Sie im Taschenguide "Peinliche Situationen meistern" von Matthias Nöllke. 2008, Rudolf Haufe Verlag. 6,90 Euro. ISBN 978-3-448-08814-4.