Gibt es einen europäischen Markt für HR-Outsourcing?

20.11.2006
Marktforscher streiten über das Potenzial, das das Geschäft mit der Auslagerung von Geschäftsprozessen in Personalabteilungen bietet.

Das wollten die Delegierten der europäischen Konferenz HRO World (HR = Human Resource) in Brüssel bestimmt nicht hören: "Es gibt keinen Markt für das HR-Outsourcing. Ich sehe jedenfalls keinen", schreckte Euan Davis, Senior Analyst bei dem Marktforschungshaus Forrester, die Teilnehmer auf. Das Gros der europäischen Firmen interessiere sich nicht dafür, im Rahmen großer Auslagerungs-Deals Geschäftsprozesse externen Dienstleistern zu übertragen. Stattdessen dominieren derzeit Shared Services die Agenda der Manager, so Davis. Seine Einschätzung blieb natürlich nicht unbeantwortet. "Wenn es kein Geschäft mit HR-BPO gibt, wie kann es dann sein, dass das Unternehmen Hewitt rund 1,5 Milliarden Dollar mit HR-Outsourcing macht, 20 Prozent davon in Europa?", erwiderte Helen Neale, BPO-Analystin bei Nelson Hall.

Ein Blick auf die Teilnehmerliste lässt jedoch vermuten, dass die Zweifel des Forrester-Experten Davis nicht aus der Luft gegriffen sind. Obwohl die Veranstalter das Thema Outsourcing ins Zentrum der Konferenz rückten, gab es unter den Sprechern aus Anwenderunternehmen viele Manager, die den Auslagerungsweg bislang noch nicht eingeschlagen haben und sich stattdessen auf die Zentralisierung interner Dienste in Shared Service Centern konzentrieren. Dazu zählte etwa Claus Fey, Leiter der Personalabteilung bei Bayer. "Outsourcing wäre für uns ein zu großes Projekt, um es in einem Schritt zu bewältigen", winkte der Manager ab. Er könne aber nicht ausschließen, dass das Service-Center, das derzeit eigene Bayer-Mitarbeiter betreiben, zu einem späteren Zeitpunkt ausgelagert werde. Ähnlich äußerte sich einer der größten britischen Arbeitgeber, Royal Mail. Dort planten die Verantwortlichen eigentlich, die Personalabteilung auszulagern, entschieden sich dann jedoch für eine interne, zentrale Shared-Service-Lösung.