Zeitenwende bei SAP

Hasso Plattner tritt ab von der SAP-Bühne

15.05.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Einen solchen Missgriff will sich SAP beim so wichtigen Thema KI kein zweites Mal erlauben. SAP kooperiert mit allen Anbietern von Large Language Models (LLMs) und hat mit Joule einen eigenen KI-Bot herausgebracht. Doch um wirklichen Nutzen aus den neuen KI-Techniken ziehen zu können, müssen die Kunden auf S/4HANA umsteigen und in die Cloud umziehen.

Neben der Transformation auf Seiten der Kunden muss sich auch SAP selbst verändern. Anfang 2024 kündigte der SAP-Chef ein umfassendes Restrukturierungsprogramm an, um den Konzern noch stärker in Richtung Cloud- und KI-Kurs zu trimmen. Von dem Wandel der operativen Strukturen sind 8.000 Stellen betroffen. Damit nimmt der bereits 2020 eingeläutete Umbau der SAP weiter Fahrt auf.

Plattner stärkt seinem Management demonstrativ den Rücken. Nach den schwierigen Entscheidungen im Jahr 2020, ganz auf das Cloudgeschäft zu setzen, erfordere die Entwicklung von KI-Anwendungsszenarien eine weitere Verlagerung von Ressourcen und eine Umstrukturierung, schreibt Plattner in seinem letzten Brief an die Hauptversammlung 2024. "Schwierige Entscheidungen fallen nicht leicht", so der SAP-Gründer. "Aber die SAP muss sich weiterentwickeln und die notwendigen Veränderungen vornehmen, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens für alle seine Stakeholder zu gewährleisten. Der Vorstand hat diese Entscheidungen in Rücksprache mit dem Aufsichtsrat getroffen und wir stehen vollkommen hinter dieser Strategie."

DSAG: Respekt und Anerkennung für Plattners Lebenswerk

In den letzten Jahren hat sich Plattner ein Stück weit von seiner SAP-Basis und den Kunden in Deutschland entfremdet. Der Manager verbrachte viel Zeit in den USA und ließ sich nur noch selten in Deutschland blicken. Nichtsdestotrotz würdigen die Anwender den Manager für sein Lebenswerk. "Hasso Plattner hat in den letzten 50 Jahren ein bemerkenswertes Lebenswerk geschaffen, indem er gemeinsam mit vier Mitstreitern das größte europäische und eines der weltweit führenden Software-Unternehmen gegründet hat", hieß es auf Seiten der DSAG. "Dafür gebührt ihm der tief empfundene Respekt und die Anerkennung aller 3.800 Kundenunternehmen, die wir als DSAG in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten."

Die Anwendervertreter charakterisieren Plattner als einen überzeugten Streiter für die Sache, der es verstanden habe, "hier und da auch seine große Emotionalität einzubringen, aber immer auf einer von Respekt bestimmten Ebene". Als DSAG habe man Hasso Plattner immer als Visionär und als treibende Kraft wahrgenommen, die technologische Innovationen entwickelt und vorantreibt. Auch in seinen Jahren im Aufsichtsrat habe sein Wort Gewicht gehabt und der eine oder andere Impuls sei sicher noch von ihm ausgegangen.