DHS: Project Hostile Intent

Heimatschutz: Lassen US-Überwacher alle Hemmungen fallen?

31.01.2008
Von Katharina Friedmann

Verhaltensbasierendes oder ethnisches Profiling?

Nach Meinung von Experten sind Indikatoren für Täuschung oder Betrug zudem stark kulturabhängig. Eine Analyse, die diesen Aspekt vernachlässigt, würde demnach weniger zu einem verhaltensbasierenden, als vielmehr zu einem ethnischen Profiling führen. Dabei sollen die anvisierten Analyseautomaten gerade dazu dienen, die Voreingenommenheit der menschlichen Entscheidungsfindung zu eliminieren.

Tatsächlich ist die Entwicklung "kulturell neutraler" Indikatoren erklärtes Ziel des Project Hostile Intent. Rausch ist davon überzeugt, dass sich universelle kulturübergreifende Micro-Gesichtsausdrücke und andere Faktoren identifizieren lassen – wann auch wohl nicht mehr rechtzeitig für die ersten Demonstrationssysteme. Bis 2010 werde das DHS jedoch über Maschinen verfügen, die lediglich auf kulturneutrale Indikatoren hin testen, versichert Rausch.

Für Metaxas gilt es nun, die grundsätzliche These zu beweisen, dass Microexpressions und Täuschung in Bezug zueinander stehen. Dazu sind allerdings weitere Tests mit echten Befragungen erforderlich, was nicht leicht ist. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken haben Metaxas und andere Forscher bislang davon abgehalten, etwa an Flughäfen Verhöre zu überwachen oder vorzunehmen. Selbst das DHS sehe sich bei diesbezüglichen Feldtests mit Hindernissen konfrontiert, räumt Rausch ein. Ein weiteres Problem unter Realbedingungen: "Man weiß nie wirklich, wann eine Person lügt."

Für BT-CTO Schneier kann das Project Hostile Intent kein Patentrezept zum Schutz vor Terrorismus sein - selbst wenn es letztendlich erfolgreich sein sollte. Das Risiko lasse sich zwar reduzieren, nicht aber eliminieren. "Wenn wir die perfekte Sicherheit in Flughäfen erreicht hätten, würden Terroristen eben Einkaufszentren bombardieren", gibt Schneier zu bedenken.

"Wir werden keine Terroristen schnappen, sondern viele unschuldige Menschen", befürchtet Barry Steinhardt, Director des Technology and Liberty Project bei der American Civil Liberties Union. Für ihn bergen die vom DHS anvisierten Mechanismen zum Passenger-Screening die Gefahr, dass sich insbesondere ethnische Minderheiten in einem Netz aus Verdacht und Misstrauen verfangen. Anlass zu echter Sorge sieht Steinhardt jedoch vorerst nicht. Das Project Hostile Intent sei lediglich das jüngste Beispiel für eine lange Liste ebenso kostspieliger wie gescheiterter Initiativen von Seiten der Heimatschutzbehörde und der TSA. "Hunderte von Milliarden Dollar" seien seit den Terroranschlägen im September 2001 auf diese Weise verschwendet worden. (kf)