HP - ein Unternehmen auf dem Weg zu sich selbst

22.02.2006
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Klar scheinen aber auch die Defizite im Softwarebereich. Burau: "Das Unternehmen zeigt eine signifikante Schwäche im Softwarebereich. Hier offeriert IBM ein sehr gutes Middleware-Portfolio, das das Hardware- und Services-Angebot hervorragend ergänzt."

Diese Schwäche ist umso bedeutender, als Software "nicht nur ein Geschäft in sich selbst ist, sondern – vor allem über die Openview-Produkte – Verkäufe in allen anderen Produktsegmenten nach sich zieht", sagt Gartner-Mann Claunch. Der Sparte Software komme eine strategische Bedeutung zu, die durch den vergleichsweise sehr geringen Umsatzanteil in keiner Weise adäquat widergespiegelt werde. Claunch wie auch die Marktforscher von IDC erwarten in diesem Produktsegment weitere Akquisitionen von HP.

Beispielhaft für die Akquisitionsstrategie des Unternehmens ist dabei der Erwerb von Peregrine. Der Kauf des Anbieters von IT-Asset-Management- und Service-Management-Software wurde am 19. Dezember 2005 vollzogen. Er soll die Funktionalität der Openview-Suite veredeln, nicht aber völlig neue Tätigkeitssegmente eröffnen. Sukzessiv Lücken stopfen im eigenen Portfolio lautet die Devise der Software-Division.

Weitere Zukäufe bestätigen diese These. Sie kommen indirekt HPs Software Global Business zugute, insofern Techniken in die Openview-Management-Suite aufgesogen werden. Die Übernahme von AppIQ, einem Entwickler von Speichernetz- und Speicherresourcen-Management im September 2005 ist ein Exempel hierfür. Für die AppIQ-Lösung hat HP sogar die eigene, in der Openview-Suite integrierte Entwicklung "Storage Aera Manager" aufgegeben.

Eine ähnliche Strategie verfolgte HP mit der gerade erst bekannt gegebenen Akquisition von Outerbay, einem der gewichtigen Anbieter von Datenbankarchivierungs-Software. Illuminata-Analyst David Freund sieht in diesem Kauf einen intelligenten Schachzug, um HPs Angebot für das Information Lifecycle Management (ILM) zu komplettieren.

Wo HP sein eigenes Softwareportfolio nicht durch Zukäufe ausbaut, behilft sich das Unternehmen mit Kooperationen. Seit 2002 unterhält HP eine strategische Partnerschaft mit Middleware-Anbieter Bea Systems. Das hinderte die Company allerdings nicht daran, im Januar 2006 die Unterstützung der Jboss Enterprise Middleware Suite (Jems) anzukündigen. Noch mehr dürfte sich Bea vor den Kopf gestoßen fühlen, seit HP in diesem Monat eröffnete, man werde Oracles "Fusion"-Middleware unterstützen. Diese soll nach den Plänen in HPs SOA-System-Integration-Service integriert werden.

Diese Art von Rochaden sind es wohl, deretwegen die Unternehmensberatung Gartner Anwendern rät, die Softwarestrategie von HP genau in den Blick zu nehmen.

Gartner-Analysten sehen den Markt für Management-Software ohnehin in Bewegung. Die Bedürfnisse der Anwender hätten sich gewandelt. Mehr und mehr seien Change- und Configuration-Management-Tools gefragt. Diesbezüglich hätten alle großen Anbieter die Zeichen der Zeit nicht erkannt. HP versuchte sich zwar mit Zukäufen zu behelfen. Allerdings ermangele es einer klaren Strategie, wie die erworbenen Softwarelösungen in Openview zu integrieren sind. Auch Forrester-Analyst O'Neill sieht das Problem, dass sich HP nicht rechtzeitig auf die gewandelten Bedürfnisse am Markt eingestellt hat: "Der Markt hat sich wegentwickelt."