"Ich kenne die Bedeutung sicherer Arbeitsplätze"

20.12.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CW: CSC hat bereits im April angekündigt, in Europa mehr als 2650 Stellen abzubauen. Wir stark ist die deutsche Belegschaft betroffen?

FERCHO: Dazu veröffentlichen wir keine Zahlen. Wir verhandeln zurzeit mit den Mitbestimmungsgremien und wollen die Restrukturierung Ende Juni 2007 abschließen. Die Menge der betroffenen Stellen hängt auch vom Geschäftsverlauf der kommenden Monate ab. Sind wir schneller als geplant erfolgreich, wird sich das Ausmaß reduzieren. Allerdings zeichnet sich das Geschäft mit Großkunden durch sehr lange Vertriebszyklen aus.

CW: Als Sie Deutschland-Chef von Atos Origin waren, haben Sie gesagt: "Ich investiere lieber in die Ausbildung meiner Mitarbeiter als in die Restrukturierung." Gilt das auch bei CSC?

FERCHO: Ja. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und kenne die Bedeutung sicherer Arbeitsplätze. Ich habe bei meinem früheren Arbeitgeber gesagt, dass es unter meiner Führung keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird, weil ich auf ein intelligentes Vertriebskonzept setze. Das strebe ich auch bei CSC an. Dazu müssen wir aber eine belastbarere Absprungbasis schaffen. Dazu müssen wir aber eine belastbarer Absprungbasis schaffen.

CW: Den von der aktuellen Restrukturierung betroffenen Arbeitnehmern können Sie demnach keine Hoffnung mehr machen.

FERCHO: Die Restrukturierung habe ich zu akzeptieren.

CW: Wird es zu Standortschließungen kommen?

FERCHO: Das ist bei einem Outsourcing-Anbieter immer ein Thema.

CW: Hannover, Bielefeld und Immenstaad sollen zum Jahresende geschlossen werden.

FERCHO: Immenstaad ist vom Nearshore-Konzept betroffen, das auf Europa-Ebene entworfen wurde. Dort werden Supportleistungen betrieben, die nach Prag verlagert werden sollen. Andere Standorte werden immer wieder daraufhin überprüft, ob sich Niederlassungen zusammenlegen lassen. Konkret betroffene Städte möchte ich nicht nennen.

CSC Deutschland

Das Europa-Geschäft von CSC ist laut offiziellen Angaben im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres um stattliche sieben Prozent geschrumpft. Zwar veröffentlicht der Konzern keine lokalen Zahlen, doch das dürftige Ergebnis in Europa geht unter anderem auf die Schwäche der deutschen Dependance zurück. Hier dürfte das Geschäft um nahezu zehn Prozent eingebrochen sein. Dabei ist es weder um das Projekt- noch um das Outsourcing-Geschäft gut bestellt. "Ich hatte erwartet, dass sich CSC in diesem Jahr aus der Krise befreit. Das hat das Unternehmen leider noch nicht geschafft", sagte PAC-Geschäftsführer Christophe Chalons.

Im Markt für Projektservices musste das Unternehmen, das laut PAC-Zählung im vergangenen Jahr 428 Millionen Euro mit IT-Services in Deutschland eingenommen hat, in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Einbußen hinnehmen. "Das alte Geschäftsmodell basierte zum erheblichen Teil auf Body-Shopping und Commodity-Services. Das funktioniert in Krisenzeiten nicht", so der PAC-Berater. Andere Quellen berichten von großer Fluktuation unter den Mitarbeitern. Auch der Durchbruch im Outsourcing-Geschäft wollte bislang nicht gelingen. Oft stand CSC auf der Shortlist von großen Deals, etwa bei der Deutschen Bank oder dem Herkules-Projekt der Bundeswehr, gewonnen haben immer andere. "Der deutsche Markt zieht an", beschreibt Chalons. "Doch konnte CSC bislang nicht davon profitieren, weil man sich auf die Sanierung statt auf das Wachstum konzentriert hat."