IDS Scheer fährt die Ernte ein

24.03.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Manager mit Visionen

Beide Manager haben ihre eigenen Visionen und lassen sich den nötigen Raum, diese auch zu verwirklichen. "Die Doppelspitze klappt natürlich nur, solange die zwei in die gleiche Richtung marschieren", warnt Meta-Mann Spies. Wenn einer Ambitionen zeige, dem anderen das Wasser abzugraben, sei das Prinzip von Check and Balance wirkungslos. Kruppke und Abolhassan teilen sich ein Vorzimmer und lassen die Türen auf - "so haben wir jeden Tag fünf Vorstandssitzungen", sagt Abolhassan.

Die Erfolgsserie der Saarländer hat sich auch an der Börse herumgesprochen, der Aktienkurs wurde in den vergangenen 52 Wochen fast vervierfacht. "Man muss konstatieren, dass IDS Scheer gestärkt aus der Branchenkrise hervorgegangen ist", beobachtet Helmut Bartsch, Finanzanalyst der Stuttgarter BW-Bank. Die Company sei gut positioniert, habe frühzeitig neue Märkte erschlossen und mit der Geschäftsprozessoptimierung ein Thema besetzt, "das gut in die heutige Landschaft passt". Durch die Übernahmen im vergangenen Jahr und die zuletzt vertiefte Partnerschaft mit SAP habe das Unternehmen laut Bartsch gewaltig an Dynamik gewonnen. "IDS ist eines der wenigen Unternehmen vom Neuen Markt", sagt Vorstandssprecher Kruppke, "das seinen Ausgabekurs nochmal gesehen hat."

Zu den Erfolgsrezepten zählt auch die stets enge Anlehung des Unternehmens an den Walldorfer Konzern. Scheer sitzt seit 2002 im Aufsichtsrat der SAP; diese hatte 1997 einen 25,2-prozentigen Anteil an den Saarbrückern gekauft, der inzwischen allerdings auf rund 2,5 Prozent reduziert worden ist. Rund zwei Drittel der Consulting-Umsätze in Deutschland erwirtschaftet IDS gegenwärtig im SAP-Umfeld. "In dieser Kombination steckt für IDS viel Potenzial", meint Meta-Group-Analyst Spies, "wenn die angekündigten Programme halten, was sie versprechen."

Der Analyst bezieht sich auf die Ankündigungen der Firmen, dass Aris im Sommer integriert mit SAPs Netweaver-Plattform auf den Markt kommen soll. Hintergrund: Das Wissen um die Geschäftsprozessflüsse, das in den ERP-Systemen fest verdrahtet war, muss erst in das Framework eingebracht werden. Zwar werden mit Netweaver nicht automatisch auch Aris-Lizenzen verkauft, aber die Koppelung ist richtungsweisend; IDS wird zum De-facto-Standard und kann durch die Migration der SAP-Bestandskunden in den kommenden Jahren auf florierende Geschäfte hoffen.

Zudem will IDS verstärkt die eigene Basis angehen, denn bei rund 4000 Anwenderunternehmen sind gegenwärtig zirka 45000 ArisLizenzen im Einsatz. Hier verspricht sich die Company noch Vertriebspotenzial für die neuen Tools der Aris-Familie, etwa für das Prozess-Controlling. "Fast alle Dax-Unternehmen haben Aris gekauft", sagt Firmenchef Kruppke, "doch das sagt nichts über die Durchdringung aus." So soll der Umsatzanteil der Produktsparte, die inzwischen mehr als 40 Einzelwerkzeuge entwickelt hat, in den nächsten Jahren wieder auf über 30 Prozent steigen.