Häufig benutzen Anwenderunternehmen die indischen Kräfte als verlängerte Werkbank, etwa für einfache Wartungs- und Programmierarbeiten. „Wo sonst auf der Welt finden Sie IT-Experten, die froh sind, Cobol-Zeilen zu schreiben?“ fragte etwa Simon Evans vom Beratungshaus PA Consulting. Der Ausbildung und der hochwertigen Arbeit der indischen Akademiker wird das nicht gerecht. Das Ministerium für Informationstechnik und Telekommunikation bemüht sich daher auch, Indien als Entwicklungs- und Forschungsstandort für die weltweite IT-Industrie zu vermarkten. Die ersten Firmen haben das hochwertige Potenzial erkannt. Der Siemens-Bereich Information and Communication Mobile (Siemens Mobile) etwa stockt sein 400 Mitarbeiter umfassendes Expertenteam in Bangalore um weitere 100 Ingenieure auf. Ihnen haben die Münchner die weltweite Verantwortung für
die Entwicklung der GMS- und UMTS-Netzsoftware übertragen.
Call-Center-Betrieb
Der Branchenverband Nasscom und einige indische Anbieter setzen zudem große Hoffnung in die Vermarktung höherwertiger Dienste, insbesondere in das Business Process Outsourcing (BPO). Gut gelungen ist den Indern der Einstieg in den Markt für Call-Center-Services. Hier bieten Anbieter wie Spectramind (wurde kürzlich von Wipro übernommen), Daksh.com, Msource, Air Infotech und First Ring entsprechende Kapazitäten an. Große Investitionen plant zudem der weltweit größte Call-Center-Betreiber Convergys. Der US-amerikanische Dienstleister beschäftigt zurzeit bereits 2600 Angestellte in Indien und betreibt das mit 200000 Quadratmetern Fläche größte nationale Call-Center in
Gurgaon, in der Nähe von New Delhi. Fünf weitere Niederlassungen in ähnlicher Größe sollen demnächst entstehen.
Alternativen zu Indien Unter den Offshore-Ländern hat Indien eine Ausnahmestellung und ist unangefochtener Marktführer: 90 Prozent aller weltweiten Offshore-Umsätze gehen laut Gartner dorthin. Führende einheimische Unternehmen wie Tata Consultancy Services, Infosys, Wipro, HCLT und Satyam konnten bereits einen reichen Erfahrungsschatz mit Betriebsdiensten und Softwareentwicklungsprojekten sammeln. Sie haben ausgefeilte interne Prozesse installiert, um Kundenprojekte abzuwickeln, und können zudem auf lokale Präsenz in den Ländern ihrer potenziellen Klientel verweisen. Zudem gibt es reichlich Akademiker-Nachwuchs, der sicherstellt, dass gute Arbeit geleistet wird. Unzureichend ist dagegen immer noch die TK-Infrastruktur.