Infineon stemmt komplexes SCM-Projekt

09.12.2003
Von Christian Zillich

Obwohl der i2-Factory-Planner das ältere Produkt sei, habe Infineon dadurch Funktionen hinzugewonnen, so Schmelmer weiter. Während der Supply-Chain-Planner die Planungsanfoderungen auf der Divisions- und Corporate-Ebene abdecke, sei der Factory Planner für die Anforderungen einer Fertigungsplanung einfach ausgereifter.

Als gemeinsamen Backbone für alle Planungsebenen hat Infineon eine verteilte Logistikdatenbank aufgebaut. Dieses Transaktionssystem überführt unter anderem die Daten der marktorientierten Absatzplanung in die Kapazitätssicht der Supply-Chain-Systeme und regelt dort die Weitergabe der Daten bis hinab auf die Werksebene. Außerdem bildet die Datenbank die Schnittstelle zu allen relevanten Legacy- und Reporting-Systemen. Sie übernimmt zusätzlich Aufgaben, wie sie heute durch Product-Lifecycle-Management-(PLM-) Systeme abgebildet werden. "Wir haben unser Master-Data-Management-System mit den entsprechenden Workflows bereits global ausgerollt, als auf dem Markt noch kein Standard-Tool für PLM verfügbar war", konstatiert Schmelmer nicht ohne Stolz.

Zu Beginn des Projekts stellte die Konsolidierung der Stammdaten eine große Hürde dar, was den Scope und damit auch die Laufzeit des Projektes erheblich ausdehnte. Infineon hatte mit der i2-Einführung bereits begonnen, als der Umfang des Problems offensichtlich wurde. "Eigentlich hätten wir das Projekt stoppen müssen, bis wir unsere Hausaufgaben gemacht hatten", erinnert sich Schmelmer. i2 treffe an diesen Verzögerungen keine Schuld. Allerdings habe Infineon erst das Design der SCM-Lösung gebraucht, um die Daten entsprechend bereitstellen zu können.

Ein bis zwei Jahre und viel Geld verloren

Als Infineon begann, die Legacy-Systeme zu konsolidieren und die Grunddaten zu bereinigen, wurde der Fokus von der Implementierung vorerst zurückgenommen. Damit war auch die anfangs erwogene Big-Bang-Einführung der SCM-Lösung vom Tisch. Stattdessen einigten sich die Beteiligten auf einen "Staged Approach". Der Rollout der SCM-Lösung erfolgte dabei sukzessive für einzelne Produktlinien, nachdem deren Grunddaten bereinigt waren. "Da haben wir nicht nur ein bis zwei Jahre verloren, das hat auch richtig Geld gekostet", so Schmelmer. Von der komplett neu strukturierten Datenbasis profitieren andererseits auch heute noch viele andere Implementierungen des Konzerns.