Integration mit offenen Standards

09.04.2002
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Die für XML und XSLT notwendigen Prozessoren (Programme, die Steueranweisungen interpretieren) fand die Bank im Open-Source-Bereich. Das Unternehmen entschied sich für Entwicklungen des im Open-Source-Umfeld renommierten Gnome-Projekts.

Obwohl Open-Source-Technologie bisher nur zögerlich in die kritischen IT-Bereiche der Finanzbranche Einzug gehalten hat, setzt die Baden-Württembergische Bank schon seit einiger Zeit auch quelloffene Software ein, etwa die Programmiersprache Perl. Den Vorteil von Open Source sieht Kraft weniger in den geringen Kosten als in der Tatsache, dass der Quellcode eines Programms im Unternehmen vorliegt. Kleinere Korrekturen oder Änderungen ließen sich so schneller selbst erledigen, als es ein externer Dienstleister könnte.

Um schnell erste Erfolge vorweisen zu können, behob das Projektteam zunächst ein vordringliches Problem: Zwischen dem positionsführenden Handelssystem „Arena“, mit dem ein Händler sein Portfolio im Blick behält, und dem Host-basierenden Backoffice-System klaffte eine Lücke. Handelsgeschäfte mussten manuell aus Arena in das Backoffice übertragen werden. Hier realisierte das Projektteam der Bank eine Eins-zu-eins-Verbindung über XML. Diese Schnittstelle ging schon im Juni vergangenen Jahres in den produktiven Betrieb.

Modularer Aufbau

Im nächsten Schritt wurde diese Schnittstelle um eine zentrale Komponente in Form des Messaging-Tools MQ Series erweitert. Anstatt einzelne Systeme direkt miteinander zu verbinden, werden nun die zu integrierenden Lösungen einfach an diese Plattform angedockt. So ist es möglich, weitere Systeme an die Integrationslösung anzubinden.

Die Integrations-Middleware wurde von den Projektverantwortlichen modular aufgebaut. Das Grundprinzip: Das positionsführende Arena-System schickt seine Daten an ein XSLT-Programm, das sie vom Ursprungsformat in das neutrale XML-Format NTM umwandelt (der Vorgang wird als Mapping bezeichnet). Gelingt das Mapping ohne Probleme, werden die XML-Dokumente in eine „Message Queue“ in MQ Series gestellt. Das Backoffice-System ruft dort in vorgegebenen Zeitabständen die Trades zur Verarbeitung ab. Dabei werden die Daten wiederum über den XSLT-Prozessor vom neutralen in das vom Backoffice geforderte Format überführt.