Tobias Schneider* atmet auf: Die Headhunter melden sich wieder. "Vor einem halben Jahr passierte gar nichts", erinnert sich der studierte Informatiker. Auf seinen Lebenslauf, den er in einigen großen Jobdatenbanken hinterlegt hat, kommen jetzt die ersten Stellenangebote. Schneider sollte eigentlich mit seinem IT-Studium und acht Jahren Berufserfahrung auf den Gebieten Enterprise-Content-Management und Archivsysteme nicht zu den Verlierern auf dem Arbeitsmarkt zählen.
Wie viele andere Arbeitnehmer auch, war er im vergangenen Herbst von seinem Arbeitgeber vor die Tür gesetzt worden, weil die Auftragslage schlecht war. Immerhin 80 Bewerbungen musste Schneider losschicken, bis er zum 1. Juni seinen neuen Job in der Telekommunikationsbranche antreten konnte.
Mutige und Qualifizierte werden belohnt
Auch Robert Klein* suchte über ein Jahr, bis er wieder in Lohn und Brot war. "Ich habe in den letzten sieben Jahren so ziemlich alle Höhen und Tiefen der IT-Branche durchgemacht", erzählt der studierte Physiker. Zunächst fand er als junger Naturwissenschaftler keine Anstellung und ließ sich zum Netzwerkorganisator umschulen. Die Rechnung ging auf, er begann als Systemberater bei einem großen Rechenzentrum. Im Zuge der Jahr-2000-Projekte wurde er von einer großen Unternehmensberatung abgeworben. "Geld spielte keine Rolle, es wurde geklotzt und nicht gekleckert", erinnert sich Klein. Dann die Ernüchterung: "Als die IT-Blase platzte, war ich, ehe ich mich umsah, arbeitslos - von 200 auf null sozusagen." Er war sicher, mit seinen Erfahrungen und Qualifikationen schnell wieder einen Job zu finden. "Pustekuchen. Nach der 50. Absage und einem einjährigen Bewerbungsmarathon habe ich aufgehört zu zählen." Es folgte eine weitere Umschulung - diesmal zum SAP-Berater. Damit ist er nun in einem der großen Softwarehäuser gelandet.
Eine aktuelle Auswertung der IT-Stellenangebote in 40 Tageszeitungen und der COMPUTERWOCHE zeigt, dass im ersten Halbjahr 2004 die Zahl der freien Jobs gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent von 7730 auf 8590 gestiegen ist. Besonders im zweiten Quartal war der Aufwärtstrend unübersehbar: Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres wurden mit 4158 Stellen 25 Prozent mehr Positionen ausgeschrieben. Hans Mitterholzer, Geschäftsführer des EMC Medienservice in Hamburg und zuständig für diese vom Personaldienstleister Adecco in Auftrag gegebene Stellenauswertung, hofft auf eine endgültige Trendwende.