IT-Branche weiter auf Verjüngungskurs

29.04.2004
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Arbeitsplatz.

Dieter Scheitor, Teamleiter IT bei der IG Metall in Frankfurt am Main, sieht in den Softwarehäusern indes nur wenig davon: "Dabei ist es immer gut, jungen, ungeduldigen Newcomern ein paar ältere, gestandene ITler mit Sozialkompetenz zur Seite zu stellen." Ein 25-Jähriger könne ganz sicher von den Erfahrungen und der Gelassenheit seines 45-jährigen Kollegen profitieren. Auch für die in der IT-Welt täglich auftretenden Katastrophen seien erfahrene Hightech-Mitarbeiter von unschätzbarem Wert. Scheitor: "Gerade in den vergangenen Jahren hat es genügend Beispiele gegeben, in denen zuvor entlassene 'alte Hasen' wenig später Feuerwehr spielen mussten."

Sollten Entlassungen unabdingbar werden, würden laut Scheitor viele ältere IT-Profis den Vorruhestand durchaus akzeptieren. Voraussetzung dafür sei natürlich ein faires Angebot des Arbeitgebers. Über einen Punkt wundert sich der Gewerkschaftsvertreter: "Es ist doch paradox, dass der Vorwurf, ältere Mitarbeiter seien überfordert oder nicht flexibel genug, fast immer von Topmanagern kommt, die selbst die 50 schon längst überschritten haben." Da gelte wohl die alte Regel: Unfähig sind immer nur die anderen.

Das sieht Stephan Pfisterer, Referent Bildung und Personal beim Branchenverband Bitkom in Berlin, naturgemäß anders: "Wir haben es doch hier nicht mit einem speziellen Problem der IT-Branche zu tun." Darüber hinaus wehrt sich der Bitkom-Referent gegen eine Pauschalisierung des Problems. Diejenigen Softwareprofis, die von Anfang an auf höchster Programmierebene entwickeln, seien oftmals in der Tat früher ausgepowert als beispielsweise ihre Kollegen in der Kundenbetreuung. Pfisterer: "In der Forschung und Entwicklung über Jahre hinweg Topleistungen zu bringen, das schaffen nur sehr kreative Leute."

Mehr Bescheidenheit beim Gehalt

Diese Unterscheidung erkennen seiner Meinung nach auch die Unternehmen zunehmend. Dementsprechend würden sie versuchen, erfahrene Mitarbeiter mit Kunden- und Führungsqualitäten zu halten. Der Bitkom-Vertreter: "Ältere IT-Profis können die Produkte beim Kunden glaubwürdiger vertreten als viele ihrer jungen Kollegen." Andererseits würden sich für "DV-Oldies" im Unternehmen selbst neue Möglichkeiten bieten. Sie könnten ihr Know-how beispielsweise als Teamleiter, Coach oder Mentor weitergeben. "In einem solchen Fall sollten die älteren IT-Profis allerdings ihre finanziellen Forderungen überdenken und einsehen, dass die Entlohnung nicht mehr der eines hochspezialisierten Entwicklers entsprechen kann", meint Pfisterer.