Open Source im RZ

Linux öffnet Mainframes den Markt

15.09.2008
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Neue Aufgaben durch Linux

Mit Linux öffnete sich der Großrechner auch für neue Workloads. Laut Novell-Manager Boehm gehören dazu unter anderem Middleware-Lösungen wie Web-Application-Server oder auch Komponenten der Netzwerk-Infrastruktur wie etwas DNS- und LDAP-Dienste. "Mittlerweile gibt es rund 1600 zertifizierte Anwendungen für Mainframes mit Suse Linux", so Boehm. "Das jüngste Mitglied ist die Business-Intelligence-Anwendung Cognos von IBM, die vor kurzem für Linux-Mainframes freigegeben wurde." Neben IBM-Anwendungen und Lösungen von rund 400 Softwarehäusern lässt sich eine Vielzahl von Open-Source-Applikationen auf dem Linux-Großrechner betreiben.

In diesem Anwendungsbereich der nicht ganz so kritischen Unternehmensapplikationen erkennt auch Carlo Velten, Berater bei der Experton Group, ein großes Potenzial des Technologie-Stacks: "Wir sehen immer wieder, dass Anwender nichtkritische Aufgaben auf bestehende Mainframes konsolidieren, etwa CRM (Customer-Relationship-Management) oder SCM (Supply-Chain-Management). In der Regel geschieht das, wenn die wirklich kritischen Anwendungen auf dem Mainframe etabliert und noch Leistungsreserven verfügbar sind." Durch die Konsolidierung könnten die gesamten Betriebskosten (Total Cost of Ownership = TCO) oft günstiger ausfallen als beim Einsatz dedizierter Unix- und Linux-Server. "Zudem wird durch die Mainframe-Plattform die Verfügbarkeit der Anwendungen und auch das Antwortverhalten bei einer breiten Nutzerbasis deutlich verbessert."

TCO sagen nicht viel aus

Einfache Standarddienste wie File-Services hingegen seien weniger interessant für Linux-Mainframes, da diese nicht von den Leistungsmerkmalen der Mainframes profitieren könnten und die Plattform damit zu teuer wäre. Ob sich der Mainframe als Konsolidierungsplattform wirtschaftlich rechnet, hänge immer von den Anwendungen und dem Bedarf des Unternehmens ab; die TCO seien nur bedingt aussagekräftig: "Bei TCO-Analysen werden ja nur harte Fakten berücksichtigt. Faktoren wie Verfügbarkeit der Anwendungen oder Ausfallrisiken - und damit natürlich auch die daraus resultierenden Kosten für das Unternehmen - fließen dabei nicht ein."

Den Aspekt der Hochverfügbarkeit und der Sicherheit betont auch Boehm: "In diesen Bereichen liegen die signifikanten Vorteile der Mainframes gegenüber anderen Plattformen und vor allem gegenüber verteilten Infrastrukturen. Vor allem bei Ausfallsicherheit, Disaster Recovery und generell beim System-Management ist die z-Technologie sehr weit fortgeschritten." Die Kunden scheinen diese Vorteile der Linux-Mainframe-Kombination zu schätzen. Laut IBM haben rund 30 Prozent der bestehenden System-z-Kunden Linux im Einsatz, das Open-Source-Betriebssystem ist inzwischen für zirka 20 Prozent des Mainframe-Umsatzes verantwortlich. Im vergangenen Jahr sind den Angaben zufolge weltweit über 20 Mainframe-Anwender hinzugekommen, die überwiegend Linux-Workloads auf den Maschinen fahren.