Mischt der Cell die Branche auf?

16.02.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Die Architektur des Prozessors orientiert sich an der Idee von Softwarezellen. Demnach arbeiten die SPUs relativ kleine Programmteile unabhängig voneinander ab. Der Power-Kern dient dabei quasi als Controller. Allerdings lassen sich die SPUs auch in beliebiger Weise in Reihe schalten, wenn es um größere Befehlssätze geht. Die Cell-CPU ist mithin virtualisiert. Das bietet nach IBM-Angaben die Möglichkeit, gleichzeitig mehrere Betriebssysteme auf ihr zu fahren. Und weil der Prozessor kompatibel zur Power-Architektur ist, dürfte es nicht schwer sein, AIX und Linux für ihn anzupassen.

Weil der Cell dank der acht SPUs auf einen hohen Durchsatz bei Fließkomma-Berechnungen kommt, ist er überall dort zu erwarten, wo es um dreidimensionale Berechnung geht. Dies ist die klassische Domäne der Supercomputer, die vor allen Dingen für aufwändige grafische Berechnungen, beispielsweise in der Geowissenschaft oder in der Simulation, verwendet werden. Tatsächlich spricht auch IBM von einem "Supercomputer auf einem Chip". Ein mit Cell-Servern gefülltes Rack soll es auf 16 Teraflops bringen. Darüber hinaus könnte der Cell auch bei grafischen Highend-Workstations (CAD, CAE) deutliche Vorteile bringen.

Doch die hohe Geschwindigkeit am I/O und bei der RAM-Adressierung sowie die flexible Schaltbarkeit der SPUs zu Koprozessoren machen den Cell-Chip auch allgemeiner für bestimmte Server interessant. Datenbanken müssten von dem hohen Durchsatz profitieren. Der Risc-Architektur steht also Konkurrenz ins Haus.