Noname kontra Markenware

25.03.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Gleichwohl weisen sie auf beträchtliche Unterschiede hin, die es bei den Workgroup-Switches gebe. "Unter den Herstellern der in den Switches verwendeten Chipsätze gibt es A- und B-Produzenten", versucht Netgear-Mann Peters die Unterschiede zu erklären, "und die Markenhersteller verwenden eine größere Sorgfalt auf die Auswahl der Lieferanten." Gegen diesen versteckten Vorwurf, für die Noname-Ware würden nur die günstigten Bauteile zusammengesucht, verwahrt sich Allnet heftigst. Man produziere genauso große Serien wie die Markenartikler und suche die Zulieferer mit der gleichen Sorgfalt aus, heißt es in Germering. Eine Darstellung die SMC-Manager Thunig so nicht gelten lassen will. Er rät potenziellen Kunden, doch einmal zu überprüfen, ob die asiatischen Produkte die gleiche Anzahl an MAC-Adressen unterstützen oder wie groß der Buffer der Switches ist, um im Falle einer Netzüberlastung Daten zwischenzupuffern. Eine Analyse, der

Oubailis von LG Electronics gelassen entgegensieht: "Unsere Switches brauchen sich in Sachen Leistung auf der Backplane nicht vor den teueren Konkurenten wie 3Com oder Cisco zu verstecken."

Folgt man der Argumentation der Markenverfechter Peters und Thunig, so ist die Performance jedoch nur die halbe Miete in Sachen Switch-Kauf. Der Griff zur markenlosen Ware, so argumentieren beide, könne sich unter dem TCO-Aspekt langfristig als kostspielig erweisen, da fehlende Features wie VLAN-Unterstützung oder Quality of Services (für IP-Telefonie) sowie Port-Trunking das Management und Administration verteuern würden. "Merkmale, die bei LG als einem Noname-Hersteller ebenfalls zu den Standardfunktionen gehören", kontert Oubailis, "der Kunde bezahlt doch bei den bekannten Herstellern 20 Prozent des Preises nur für den Namen." Zudem sticht das Management-Argument nur bedingt, waren es doch Markenhersteller wie 3Com, die noch vor kurzem für ihre Workgroup-Switches mit dem Schlagwort Plug and Play warben - also bewusst auf Management-Features verzichteten.

Eine Frage der Innovation

So leicht gibt sich SMC-Manager Thunig jedoch nicht geschlagen und verweist ferner auf die Innovationsfreudigkeit der großen Hersteller, die in Entwicklungen wie etwa Auto-MDI münde. Eine Funktion, die es erlaubt, am Uplink-Port des Switches jedes Kabel zu unterstützen, so dass die Suche nach den passenden Patch-Kabeln mit der richtigen Steckerbelegung der Vergangenheit angehöre. Zudem garantiere die Forschung und Entwicklungsarbeit der Markenhersteller dem Anwender eine frühe Migration auf neue Technologien.

Ein Vorwuf, den man im Noname-Lager als glatte Unterstellung betrachtet. Schließlich, so die Hersteller, forschten sie ebenfalls an neuen Geräten, und auch jüngeren Technologien wie Voice over IP stehe man aufgeschlossen gegenüber. Allerdings räumt Allnet ein, es sei Unternehmenspolitik, nur in die Forschung an Technologien Geld zu stecken, die auf einem soliden Standard basieren und eine gesunde Marktentwicklung versprechen. Riskiofreudiger zeigt sich hier die koreanische LG Electronics. Der Konzern engagiert sich etwa in Sachen Metro-Ethernet, einer Technologie, deren Zukunft durchaus noch unsicher ist.