Benutzerfreundlichkeit: Apple vor Microsoft PowerPoint
Bei der Bedienung geht die volle Punktzahl an Keynote. Man merkt PowerPoint an, dass es eine Portierung einer Windows-Software auf den Mac ist. Zudem hat die Software seit ihrer ersten Version 1987 schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Die im Laufe der Zeit lediglich angepasste Bedienung hat etwas angestaubt Technisches. Bei PowerPoint fällt deshalb der Einstieg schwerer als bei Keynote, das erst 2003 das Licht der Welt erblickte, als OS X und die Apple-typische Bedienung des „Neuen Mac OS“ bereits gang und gäbe waren.
Egal ob es darum geht, einzelne Objekte zu animieren, oder auch nur den richtigen Ausschnitt eines Bildes zu wählen: die Dialoge, die PowerPoint bietet, ähneln eher einem Finanzbuchhaltungsprogramm denn einem Kreativwerkzeug. Zwar sind auch hier die Funktionen vielfältiger als bei Apples Präsentator – allein sie anzuwenden bleibt dem versierten PowerPoint-Nutzer vorbehalten, der sich nach längerer Einarbeitung mit der Denkweise früherer Anwendergenerationen vertraut gemacht hat. Keynote hingegen verfügt nur über die grundlegenden Funktionen. Allerdings sind es genau die, die man von einer Präsentationssoftware erwartet. So ist es beispielsweise rühmlich, dass PowerPoint Fotofilter in rauen Mengen zur Verfügung stellt, um Bilder in Pastellfarben oder als Bleistiftzeichnung zu verfremden. Nur sind dies die Funktionen einer Retuschesoftware und haben mit einem Präsentationsprogramm relativ wenig zu tun. Jedoch führt jede neue Funktion dazu, dass eine Software unübersichtlicher und schwerer zu bedienen wird. Keynote bietet alles, was nötig ist. PowerPoint all das, was möglich ist. Und Letzteres geht definitiv zu Lasten der Bedienung.
Medien, Übergänge und Animationen
Beim Medienbrowser hat PowerPoint ganz klar die Nase vorne. Zwar bieten beide Anwendungen Zugriff auf den Audio- und Videobereich von iTunes sowie das gesamte graphische Material aus iPhoto, doch gehören zur Microsoft Office Suite zusätzlich zahlreiche Cliparts, die besonders gut für Präsentationen geeignet sind, weil die Objekte freigestellt und ohne Hintergründe nahtlos in die Präsentation eingebaut werden können.
Was eine gute Präsentation neben dem Inhalt, dem Layout und dem Sprecher ausmacht, ist die in Maßen eingesetzte effektvolle Animation von Folien oder einzelnen Objekten. Sowohl PowerPoint als auch Keynote verfügen über zahlreiche Varianten, um Objekte oder Folien erscheinen oder verschwinden zu lassen. Während das Microsoft-Produkt wieder einmal mit der doppelten Quantität trumpft, besticht Keynote durch eindrucksvollere Effekte, wie beispielsweise Blitzlichter, Flammen oder Komet. Darüber hinaus lassen beide Programme Animationspfade zu, an denen die Bewegung ausgeführt wird. Auch hier geht Keynote einen Schritt weiter und ermöglicht es, die Pfade aufzusplitten und auf diese Weise die Animation entlang des gesamten Pfades in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen zu lassen.
Besonders drastisch ist der Unterschied zwischen Microsoft PowerPoint und Apple Keynote, wenn in einer Tabelle die einzelnen Zellinhalte nacheinander erscheinen sollen – bei einer Präsentation im Sales-Bereich ein durchaus übliches Feature. Während es mit Keynote nur ein paar Schritte von der Tabelle zur fertigen Zellanimation sind, ist die Lösung bei PowerPoint nur durch Tricksen realisierbar. Zudem besitzt Keynote eine weitere Animationsart, der PowerPoint nichts entgegenzusetzen hat: Magic Move – in der deutschen Version übersetzt mit „Zauberei“. Hierbei werden Anfangs- und Endzustand von Text- oder Grafikobjekten vom Anwender auf den Folien gestaltet. Der Übergang verwandelt die Objekte von der einen zur anderen Folie so, dass sie weich animiert neu positioniert und gezoomt werden. Zu guter letzt wirken die Keynote-Animationen in der Präsentationsphase weicher und natürlicher als die Ergebnisse von PowerPoint.
- So nicht!
Die meisten kennen die Regeln. Powerpoint-Präsentationen sollten nie mit Text oder Media-Elementen überladen werden. Und doch halten sich erstaunlich viele Menschen nicht daran, wie unsere folgende Bildergalerie zeigt. - Lesbarkeit
Diese Folie ist ein klarer Fall für den Designdoktor. Die Zuschauer können beim Betrachten weder den Text gut lesen noch das Auto im Hintergrund erkennen. - Sinn
Während der Präsentation hat der Redner die Gelegenheit für Erläuterungen. Eine gute Powerpoint-Präsentation sollte man allerdings auch ohne Erläuterungen verstehen. Diese Präsentation über soziale Netzwerke dient als schlechtes Beispiel und hinterlässt viele Fragezeichen. - Verwirrung
Farben sind ideal, um Aufmerksamkeit zu erregen. Mehr als zwei oder drei verschiedene Farben sollten es allerdings nicht auf einer Folie sein. Zu viele Farben hinterlassen schnell einen unübersichtlichen Eindruck, wie diese Folie zeigt. - Text-Bild-Schere
Die strukturierte Textdarstellung ist gut. Wer nichts falsch machen möchte, greift wie hier zu einem Template. Die Grafik rechts im Bild trägt allerdings nichts zum weiteren Verständnis bei. - Textbombe
Eine Folie mit so viel Text wie in diesem Beispiel ist immer eine schlechte Idee. Das Schlimmste: Die Zusammenfassung wird auf der nächsten Folie fortgesetzt. - Charts ja, aber richtig!
Charts und Grafiken sind ideal für Powerpoint. Sie machen das Gesagte anschaulich und lockern auf. Aber wie in diesem Beispiel 100 Charts auf eine Folie zu packen, macht die Folie unübersichtlich und unleserlich. - Lieblosigkeit
Das Online-Banner oben im Bild ziert jede einzelne Seite der Präsentation. Die Werbung hätte auf der letzten oder der ersten Seite völlig genügt. Und wenn schon Banner von Web-Seiten nötig werden, sollte man sich wenigstens die Mühe machen, den Special-Offer-Button bei der Bildbearbeitung wegzuschneiden. - (Un-)Sichtbarkeit
In dieser Folie wurde der Einsatz der Media-Elemente übertrieben. Wenn man klickt, erscheint Text, andere Bausteine verschwinden dann allerdings. Das erschwert das Lesen gewaltig. - Bullet-Debakel
Wer Bulletpoints einfach an den Anfang von ganzen Absätzen setzt, hat ihr Prinzip falsch verstanden. Die Aussagen sollten knackig sein, nicht wie hier lang und damit unübersichtlich. Als Faustregel gilt: Wer auf Schriftgröße zehn bis zwölf verkleinern muss, damit der Text auf die Folie passt, muss kürzen.