Als Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) letzte Woche verkündete, dass der Wiederaufbau des Berliner Stadtschloss nur verschoben, aber nicht dem Bundeshaushalt geopfert wird, dürfte sich Matthias Schnüll gefreut haben. Das Berliner Ingenieurbüro Convis ist nämlich derzeit damit beschäftigt, schon in der Planungsphase Kosten zu kontrollieren, Termine zu organisieren und Protokolle aus wöchentlich zehn Besprechungskreisen für interne Belange wie auch für den Bund zur Verfügung zu stellen. Das 552 Millionen Euro teure Projekt ist also eines der Vorzeigeprojekte des Spezialisten für die Projektsteuerung von Bauvorhaben.
"Gefühlte" 20 Prozent Effizienzgewinn
"Gefühlt" etwa zwei Mitarbeiter mehr würde Schnüll für dieses Projekt benötigen, hätte er seine selbstgeschriebene Software Convis.works nicht im Einsatz. Bis zu 20 Prozent Effizienzgewinn bedeutet das für den Wirtschaftsingenieur, der vor zwölf Jahren zusammen mit Jörg Hensel in Berlin sein Unternehmen gründete. "Überall lagen eigene Listen herum", schildert Schnüll das damalige Projektdilemma und erläutert den Bedarf an einem datenbankbasierten Managementsystem: "Es gab einen Wildwuchs an redundanter Datenhaltung - aber keine Projektmanagement-Lösung, die für den Client-Server-Betrieb geeignet war". Also war Selfmade gefragt.
Anfang 2009 stand die Entscheidung, eine eigene Lösung zu entwickeln. Sie sollte standortübergreifend einsetzbar - flexibel anpassbar, mobil und einfach zu bedienen sein. "Da wir selbst damit arbeiteten, haben wir das System quasi aus dem Projektbetrieb heraus entwickelt", so Schnüll. "Eine Entwicklung, die immer weiter geht". In der Projektsteuerung für den Bau eines Wasserkraftwerks und eines Gas-Dampfturbinenkraftwerks ist die Software inzwischen ebenso im Einsatz wie in diversen Bauvorhaben in Berlin und Ostdeutschland. Die Projekte verbindet eines: Sie sind hochkomplex, und viele Institutionen sind an den Vorhaben beteiligt, die alle auf dem gleichen Informationsstand sein wollen. 20 bis 50 Akteure sind durchschnittlich "aufgeschaltet", schätzt Schnüll, also direkt auf dem neuesten Stand der Dinge.