Die Migration
Die Migration steht und fällt mit der gründlichen Vorbereitung. Zu den wichtigsten Zielen dieser Phase gehört es, die Komplexität zu reduzieren. Dazu zählen etwa die Standardisierung von Applikationen (nur ein statt drei verschiedene Bildbearbeitungsprogramme, da Reports so oder so neu gemacht werden müssen), die Bildung von Nutzergruppen mit einheitlicher Hard- und Softwarekonfiguration, die Überführung von lokalen Nutzerdaten auf File-Server sowie die Konsolidierung von Dokumenten und Vorlagen.
- Open Source wird kommerzieller
Schon in der Vergangenheit haben immer mehr Unternehmen versucht, mit quelloffener Software Geld zu machen. Die Idee dahinter ist simpel: Man stellt die Software kostenlos zur Verfügung und lässt sich für den Support bezahlen. Diese Entwicklung werde sich zwar fortsetzen, so Urlocker. Doch <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/c/CIO.html">CIOs</a> und CTOs gingen das Thema pragmatisch an. Sie bezahlten nicht einfach für den Support, nur weil Anbieter dies verlangten. Für sie zähle der Mehrwert, den Open-Source-Tools für ihr Unternehmen bringen können. Dienstleister seien deshalb gefordert, neue Ideen zu entwickeln, was direkt zum nächsten Trend führt. - Mehr Experimente mit Geschäftsmodellen
Während <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/r/Red-Hat.html">Red Hat</a> mit seinem auf Unternehmen zugeschnitten Subskriptionsmodell erfolgreich agiert, gibt es in der Open-Source-Szene eine große Vielfalt weiterer Geschäftsmodelle. Anbieter wie Alfresco, Pentaho, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/s/SugarCRM.html">SugarCRM</a> oder <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1860994/">MySQL</a> haben jeweils eigene Strategien entwickelt. MySQL beispielsweise offeriert den Core Server als reines Open-Source-System, zusätzliche Funktionen sind hingegen nur über eine Abomodell nutzbar. Andere Player, darunter Pentaho oder SugarCRM, statten ihre Enteprise-Produken auch mit Closed-Source-Features aus. Im laufenden Jahr werden die Open-Source-Spezialisten verstärkt mit neuen Geschäftsmodellen experimentieren, um herauszufinden, wie sie Benutzer in zahlende Kunden verwandeln können. - Open Source wird Mainstream
Den bedeutendsten Trend für das Jahr 2009 sieht Urlocker darin, dass sich Open-Source-Software immer mehr zum normalen Bestandteil der grundlegenden IT-Strukturen von Unternehmen entwickelt (siehe auch: <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/open_source/1849336/">Die Zukunft von Open Source</a>). Dies gelte vor allem für Betriebssysteme (<a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/l/Linux.html">Linux</a> und Co.), Middleware und Datenbanken. Kaum ein Startup-Unternehmen verwende heute noch proprietäre Software. Und immer mehr Firmen sähen in Open-Source-Software einen Weg, <a href="http://www.computerwoche.de/schwerpunkt/i/IT-Kosten.html">IT-Kosten</a> zu kontrollieren. Warum nicht auf Open Source setzen, wenn Google, Alcatel, Nokia oder Associated Press damit zufrieden sind? Gerade in Krisenzeiten ergebe es Sinn, Open-Source-Alternativen ernsthaft zu prüfen.
Schließlich müssen in der Vorbereitungsphase Lösungen erarbeitet werden, mit denen sich Applikationen portieren und migrieren lassen. Aufwändig ist hier vor allem die Suche nach Ersatzapplikationen. Um die funktionalen Eignung beurteilen zu können, sollten die betroffenen Nutzer frühzeitig eingebunden werden. Findet sich keine geeignete unter Linux lauffähige Applikation, müssen Alternativen etwa mit Hilfe von Virtualisierungstechniken und Terminal-Server geprüft werden.
Die Pilotmigration sollte klären, ob die Nutzer im neuen Linux-Umfeld genauso umfassend und effizient arbeiten können wie vor der Migration. Diese erforderliche Validierung betrifft das Zusammenspiel von Administration und Verteilung, Infrastruktur, Clients, Applikationen und Schnittstellen sowie den Ablauf der Geschäftsprozesse. Zudem gibt die Pilotphase Aufschluss darüber, ob der Projektplan für die Hauptmigration angepasst werden muss.
Nach einer umfassenden Analyse- und Vorbereitungsphase ist die eigentliche Migration meist weniger eine technische als vielmehr eine organisatorische Herausforderung. Natürlich tauchen immer wieder technische Haken und Ösen auf, aber letztlich sollten aus den Erfahrungen der Pilotmigration die notwendigen Arbeitsschritte bekannt sein. Sehr erfreulich ist, dass inzwischen viele OSS-Anwendungen, die die Migration unterstützen, frei im Internet verfügbar sind. In der Regel schart sich um jedes Tool eine agile Gemeinde von Nutzern. In Foren und Newsgroups findet der Ratsuchende meistens Lösungen für seine Probleme. Ist das nicht der Fall, steht die Community mit kompetenter Hilfe zur Seite.