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So vermeiden Sie den Cloud-Lock-in

04.12.2023
Von 
Robert Mitchell ist freiberuflicher Autor und Redakteur. Er arbeitete unter anderem als Korrespondent für die US-amerikanische Computerworld. 

Vorteile der SaaS-Plattformen auskosten

Auch bei SaaS-Anwendungen sei dieses Vorgehen sinnvoll, ergänzt Holcombe, der unter anderem Produkte von ServiceNow und Salesforce einsetzt. "Passen Sie nicht zu viel an, und bleiben Sie in der Lage, bei Bedarf wechseln zu können", rät er. Würden solche Plattformen mit Optimierungen überfrachtet, manövrierten sich Anwender in ein zu starkes Abhängigkeitsverhältnis.

In Sachen SaaS geht Calusinski indes offensiver vor, aus seiner Sicht gilt es, die Vorteile der jeweiligen Plattformen auszukosten. "Wir übernehmen alles Sinnvolle, was die Plattform hergibt." Es gehe um die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Außerdem sei aus seiner Sicht die Wahrscheinlichkeit, dass ein SaaS-Provider gewechselt werden müsse, eher gering.

Alles in allem sind sich die Experten einig darin, dass eine Migration zwischen Cloud-Anbietern viele Herausforderungen mit sich bringt. Dazu gehören Kompatibilitätsprobleme, Sicherheitseinschränkungen, das Neukonfigurieren von Anwendungen und der Umgang mit schwierig zu integrierenden Images, die auf alten Betriebssystemen und Technologie-Stacks basieren. Auch die Übertragung großer Datenmengen kann zu Ausfallzeiten und Datenverlusten führen. Für Anwender ist zudem während der Umstellung eine konsistente Performance und Skalierbarkeit besonders wichtig.

Sechs Tipps für den Wechsel des Cloud-Anbieters

"Diese Herausforderungen zu bewältigen, erfordert eine sorgfältige Planung, gründliche Tests und eine gut definierte Rollback-Strategie", mahnt Del Giudice. Er empfiehlt Unternehmen, die den Cloud-Anbieter wechseln wollen, sechs Tipps:

  • Analysieren Sie das Abomodell des neuen Providers, um sicherzustellen, dass es mit Ihren Kostenzielen in Einklang zu bringen ist.

  • Verfolgen Sie einen Hybrid-Cloud-Ansatz.

  • Verwenden Sie, wo immer möglich, Cloud-agnostische Lösungen, um sich zukünftige Migrationsoptionen offen zu halten.

  • Wenn Sie native Cloud-Services nutzen wollen, designen Sie Ihre Anwendungen mit Abstraktions-Layern.

  • Räumen Sie der Planung der Datenmigration sowie den Test- und Sicherungsstrategien ausreichend Platz und Budget ein, um die Risiken zu senken.

  • Überprüfen Sie bestehende Lizenzvereinbarungen und passen Sie diese bei Bedarf an.

Calusinski fügt hinzu, bei der Entscheidung für einen Cloud-Anbieter müssten auch die Übergangskosten und das Dateneigentum berücksichtigt werden. Holcombe indes warnt davor zu glauben, immer ein ideales Gleichgewicht zwischen der Nutzung anbieterspezifischer und agnostischer Lösungen finden zu können. Besser sei es, die optimale Lösung für das eigene Unternehmen als Orientierungspunkt und Fixstern zu betrachten.

Entscheidend sei am Ende die Frage, ob eine Cloud-Anwendung den besten Wert für das eigene Unternehmen biete. Flexibilität sei wichtig, da sich das Geschäftsmodell des Unternehmens genauso wie seine Kostenstruktur immer ändern könnten. Die Betriebe sollten sich daher alle Optionen offenhalten, weshalb eine Multi-Cloud-Architektur zu empfehlen sei. "Dann können Sie auch den Wettbewerb zwischen den Dienstleistern für sich nutzen", sagt Holcombe."

Besonderes Augenmerk auf Migrationskosten

Del Giudice empfiehlt zudem, die Kosten nicht aus den Augen zu verlieren. "Erkundigen Sie sich intern nach möglicherweise bevorstehenden Kostensenkungsplänen und vergessen sie nicht, den Aufwand für die Datenübertragung mitzuberücksichtigen", warnt er. So ließen sich unerwartete Spitzen bei den Cloud-Betriebskosten vermeiden und es könne sichergestellt werden, dass die eigenen Budgetvorgaben nicht in Gefahr gerieten. Für die Umsetzung einer Migrationsstrategie seien zwei weitere Faktoren zu berücksichtigen, fügt er hinzu:

  • Bieten Cloud-Provider Microservices oder Serverless-Lösungen an, um eine Migration zu erleichtern? Unternehmen sollten dabei genau hinschauen, ob sie wirklich maßgeschneiderte Angebote oder verwaltete Services des Cloud-Anbieters ihrer Wahl nutzen wollten, die das Risiko eines Vendor Lock-in verstärken könnten.

  • Cloud-Anbieter halten oft Anreizprogramme für die Migration von Anwendungen bereit. Die gewährten Rabatte können bei großen Migrationsvorhaben erhebliche Ausmaße annehmen.

Abschließend lässt sich feststellen, dass Cloud-Migrationen immer mit Risiken behaftet sind. CIOs, die gut planen und eine gewisse Hartnäckigkeit in den Verhandlungen an den Tag legen, können von kostengünstigeren Cloud-Diensten und Preismodellen, verbesserter Skalierbarkeit und Ressourcenzuweisung sowie höherer Leistung und Reaktionsfähigkeit profitieren. "Eine geringe Bindung an einen bestimmten Anbieter führt zu mehr Flexibilität und Innovation, sagt Del Giudice. "Letztlich führt eine gelungene Cloud-Migration zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Effizienz." (hv)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um die leicht gekürzte Version eines Artikels unserer US-Kollegen von der CIO.com.