Ganz neu ist die Idee nicht. Unter dem Schlagwort "The Next Application Platform" hatte auch Oracle kürzlich seine Vorstellung von SOA 2.0 präsentiert. Demnach muss sich zur Serviceorientierung derzeitiger Lösungen eine ausgeprägte Ereignisfähigkeit in Form von Realtime-Komponenten gesellen. Die zeitnahe Reaktion auf Ereignisse habe in einer SOA oberste Priorität, erklärte Oracle-Manager Thomas Kurian auf Suns Entwicklerkonferenz JavaOne im Mai. Als Anwendungsbeispiel nannte er unter anderem die Überwachung von Lieferketten, wo Störungen im Warenfluss eine sehr schnelle Reaktion erforderten.
Killerapplikationen
Gartner zählt zu den potenziellen Killerapplikationen für SOA 2.0 unter anderem den Echtzeithandel in der Finanzbranche, die Verwaltung von RFID-Netzen oder auch die Betrugserkennung. Anhand typischer Transaktionsmuster ließen sich mit Hilfe von CEP beispielsweise Kreditkartenbetrüger aufspüren. Herkömmliche Werkzeuge für Business Intelligence (BI) griffen in solchen Szenarien zu kurz, erläuterte Gartner-Analyst Roy Schulte: "Event-Processing-Tools können Muster erkennen, die traditionelle Werkzeuge nicht sehen." Insofern sei Complex Event Processing auch als natürliche Erweiterung von BI zu verstehen.
Standards fehlen
Doch der Weg dorthin ist weit. Im Gegensatz zur klassischen Sicht auf Geschäftsprozesse, wo sich BPEL als Standard durchgesetzt hat, existiert für Event Processing noch keine einheitliche Sprache, wie Schulte einräumte (BPEL = Business Process Execution Language). Einschlägige Web-Services-Standards wie WS-Eventing sind Mangelware. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass ereignisgetriebene Verarbeitung in den SOA-Projekten von Unternehmen kaum eine Rolle spielt. Vielmehr kristallisiert sich in größeren Installationen ein ganz anderes Problem heraus: Mit jedem zusätzlichen Softwareservice steigt die Komplexität des Gesamtsystems und damit die Notwendigkeit, Governance-Strukturen einzuziehen.