Die 25 größten Anbieter

Systemhäuser zeigen Biss

27.12.2013
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.

Bechtle bleibt auf den Fersen

Das erste Geschenk zum 30-jährigen Firmenjubiläum Anfang 2013 bescherte sich die Bechtle AG mit einem Rekordergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr: Dem Unternehmen gelang es, mit Inlands- und Auslandsgeschäft zusammen die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro zu knacken.

Als verlässlicher Wachstumsmotor erwiesen sich die Einnahmen in Deutschland, die mehr als zwei Drittel (68,4 Prozent) des Konzernumsatzes ausmachten. Die lokalen Umsätze kletterten um zehn Prozent auf rund 1,44 Milliarden Euro und legten stärker als der IT-Gesamtmarkt zu, der laut Eito ohne TK um 3,1 Prozent wuchs. So konnte Bechtle das schwächelnde Geschäft in Südeuropa ausgleichen.

Der Löwenanteil des Umsatzes (1,39 Milliarden Euro) kam aus dem Bereich IT-Systemhaus & Managed Services. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent. Als Zugpferd erwiesen sich hier die deutschen Töchter, die ihren Umsatz um 9,8 Prozent steigerten.

Der Umsatz im Segment IT-E-Commerce kletterte um 3,4 Prozent auf 702,4 Millionen Euro. Auch hier schlug die stabile Nachfrage im Heimatmarkt zu Buche (plus 4,7 Prozent). Mit der Gründung der Bechtle Remarketing GmbH vollzog das Systemhaus einen weiteren Schritt hin zum Komplett-Dienstleister.

Massiv aufgestockt hat das Unternehmen auch beim Personal: 500 Mitarbeiter wurden 2012 zusätzlich eingestellt. Allein durch Firmenzukäufe – etwa Kumatronik, Teile des CAD-Providers SPI und Sharepoint-Spezialist Viritim – kamen 150 Mitarbeiter hinzu.

2013 will das Unternehmen erneut stärker wachsen als der Markt. Im ersten Quartal ist ihm das gelungen: Der Umsatz stieg um 5,4 Prozent auf 514 Millionen Euro, wobei die Systemhäuser in Deutschland überproportional um 7,2 Prozent auf 295,7 Millionen Euro zulegten.


Cancom rüstet sich

Ehrgeizige Ziele verfolgt auch die Cancom AG. Sie peilt in den nächsten fünf Jahren die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro bei einer Umsatzrendite von fünf Prozent an. Zukäufe sind einkalkuliert, und mittels einer Kapitalerhöhung von rund einer Million Euro auf 11,4 Millionen Euro wurde die Kriegskasse schon aufgestockt. Laut Cancom-Chef Klaus Weinmann bietet das sich eintrübende gesamtwirtschaftliche Umfeld gute Gelegenheiten für Akquisitionen.

Schon 2012 trugen der Zukauf des App-Programmierers Glanzkinder und des im Bildungsbereich aktiven Systemhauses Unicorner dazu bei, Cancom das beste Ergebnis der 20-jährigen Firmengeschichte zu bescheren. Der Konzernumsatz kletterte um 2,5 Prozent auf 558,1 Millionen Euro. Einen satten Zuwachs erzielte das Unternehmen auch beim konzernweiten Ertrag (Ebitda), der um 12,4 Prozent auf 28,1 Millionen Euro stieg. Auf der Suche nach weiteren Übernahmeobjekten wurde Cancom im März 2013 beim UCC-Spezialisten GES schon wieder fündig. Er gehört seit März 2013 zum Unternehmen.


Comparex expandiert

Mit einem kräftigen Umsatzsprung von 25,7 Prozent konnte Comparex hierzulande 2012 den Abstand zur Nummer drei der Branche deutlich verringern. Und die Leipziger wollen noch mehr: Die Unternehmensgruppe plant, bis 2015 den weltweiten Umsatz auf zwei Milliarden Euro zu verdoppeln und die internationalen Standorte auszubauen. Schon im Mai 2013 lieferte man erste Belege und gründete eine Tochter in den USA, um dem Ruf der Großkunden nach länderübergreifender Betreuung Genüge zu tun.

Hierzulande war Comparex allerdings erst einmal damit beschäftigt, die 2012 übernommene Datalog zu integrieren und so das Softwareangebot für Mittelstandskunden auszubauen. Im Unterschied zur Konkurrenz will Comparex dem Software- und Consulting-Geschäft treu bleiben und sich dabei auf das Lizenz- und Software-Asset-Management konzentrieren. Um dieses Standbein zu stärken, hat Comparex die niederländischen Spezialisten Agile Software und Infracontrol übernommen. Das Handelsgeschäft mit Hardware, von dem man sich vor rund drei Jahren getrennt hatte, will Comparex nicht mehr anpacken.

Allgeier bleibt sich treu

Konsequent verfolgte auch Deutschlands fünftgrößtes Systemhaus Allgeier seine von Akquisitionen geprägte Wachstumsstrategie. Im August 2012 verleibte es sich den Personaldienstleister Tecops ein und baute das Geschäft mit Personaldienstleistungen im Oktober 2012 durch eine weitere Übernahme in der Türkei aus.

Das trug Allgeier im Geschäftsjahr 2012 erneut ein deutliches Umsatzplus von zwölf Prozent ein. Der Konzernumsatz stieg auf 423 Millionen Euro. Hierzulande fiel das Wachstum mit acht Prozent nicht ganz so stark aus. Immerhin reichte das, um Rang fünf im Gesamt-Ranking der größten Systemhäuser Deutschlands zu verteidigen.

Im Gegensatz zu den Konkurrenten konzentriert Allgeier eigene Kapazitäten zunehmend auf Personaldienstleistungen wie Recruiting, Vermittlung, Überlassung und Management von IT-Spezialisten, kaufmännischen Experten und Ingenieuren. Ein weiteres Standbein sichert sich Allgeier mit der Planung und Implementierung von IT-Infrastrukturlösungen sowie Design und Entwicklung von Software. Auch in diesem Bereich verstärkte sich die Allgeier Gruppe, indem sie die b+m Informatik AG übernahm.


Fritz & Macziol startet durch

Das mit Abstand größte Wachstum unter den Großen der Systemhausbranche konnte 2012 Fritz & Macziol verbuchen. Um 26,6 Prozent legte das Unternehmen im 25. Jahr des Bestehens auf 314 Millionen Euro zu. Erstmals beschäftigt Fritz & Macziol mehr als 1000 Mitarbeiter.

Um den Erfolg auch in den kommenden Jahren zu sichern, will das Systemhaus sich künftig vor allem mit Lösungen in den Segmenten Mobility, Cloud Computing, Big Data und Social Media empfehlen. Und auch für 2013 gilt die Losung: organisch wachsen, und zwar schneller als der Branchendurchschnitt. Sollte das im gleichen Tempo wie 2012 gelingen, könnte Fritz & Macziol im kommenden Jahr Rang fünf im Ranking erobern.