Unified Communications als SaaS

Viele Angebote, wenig Integration

06.10.2009
Von 
Andreas Stiehler ist Principal Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC).

SaaS: Anwender zeigen die kalte Schulter

Dennoch spielen SaaS-Angebote im UC-Umfeld für deutsche Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Dies liegt erstens daran, dass der Markt sich gerade erst bildet. Viele namhafte Anbieter wie Cisco, IBM oder Microsoft beginnen jetzt damit, netzbasierende Dienste unter dem "UC-"Label zu bewerben. Für zusätzlichen Schub dürfte demnächst Google sorgen, wenn der Suchmaschinenbetreiber wie angekündigt in den kommenden Monaten mit Google Wave einen eigenen Online-Collaboration-Dienst auf den Markt bringt.

Darüber hinaus sind die UCaaS-Angebote bislang stark fragmentiert. Den alles umfassenden einen Dienst gibt es nicht. Die derzeit verfügbaren SaaS-Lösungen decken nur Teilbereiche ab. So setzt Microsoft mit der "Business Productivity Online Suite" und IBM mit "Lotus Live" primär auf die Web-basierende Zusammenarbeit, zum Beispiel über Kalender- und Dokumenten-Sharing sowie Web-Meetings. Auch Cisco fokussiert sich mit "WebEx" bisher auf Online-Diskussionen. Andere Anbieter wie nfon, Damovo und die Deutsche Telekom konzentrieren sich dagegen auf Web-basierende Sprach- und Contact-Center-Dienste.

Auch wenn diese Services bislang noch keine voll integrierten UC-Umgebungen darstellen, so öffnen sie doch für viele Unternehmen ein interessantes Einstiegstor in die UC-Welt. SaaS-Angebote bieten sich dafür an, bei überschaubarem Risiko einzelne Funktionen zu testen. Beispielsweise können Projektgruppen Online-Meeting- und Collaboration-Tools ausprobieren, ohne dass Infrastruktur und Anwendungen anzuschaffen sind. Der Kauf und die Einführung von Werkzeugen für das Videoconferencing und für Contact Center sind für viele kleine Unternehmen unerschwinglich.

Den UC-Anbietern bietet das SaaS-Modell also die Möglichkeit, den Kunden das UC-Thema schmackhaft zu machen. Ist der Kunde erst einmal vom Nutzen der IP-Telefonie und Konferenzlösungen überzeugt, wird er möglicherweise eher bereit sein, den Einsatz integrierter UC-Lösungen zu prüfen.

Integration mit Altanwendungen ist Pflicht

Doch dazu sind zunächst die Hersteller in der Pflicht, umfassende und voll integrierte UC-Lösungen anzubieten. Das setzt voraus, dass sich einzelne Dienste problemlos miteinander kombinieren und in eine vorhandene ITK-Infrastruktur einbinden lassen. Ist die Integration mit den genutzten Verzeichnissen, Datenbanken und Anwendungen nicht möglich, drohen Informations-, Daten- und Kontaktsilos zu entstehen. Auch eine zentrale Nutzeradministration ist kaum möglich. Durch eine fehlende Einbindung von beispielsweise CRM-Datenbanken verschenkt der Kundendienst viel Potenzial für Effizienzsteigerungen.

Einer reibungslosen Integration der SaaS-Dienste stehen jedoch die zumeist noch proprietären und damit inkompatiblen Schnittstellen der verschiedenen Anbieter entgegen. Natürlich kann eine Integration in die vorhandene ITK-Infrastruktur mit Hilfe des Dienstanbieters oder Systemintegrators "von Hand" erfolgen, doch das treibt die Kosten in die Höhe. Eine aufwändige Integration steht immer dann bevor, wenn die technische Plattform der SaaS-Dienste und die über proprietäre Schnittstellen anzubindenden Verzeichnisse von unterschiedlichen Anbietern stammen. Damit sich mit UC as a Service die erhofften Erfolge erzielen lassen, müssen die Provider diese Probleme beheben. (jha)