Vodafone liebäugelt mit IT-Profis

13.07.2004
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Die starke internationale Präsenz ist das Ergebnis der Einkaufstour von Sarins Vorgänger Chris Gent. Er war es, der durch spektakuläre Übernahmen wie die von Airtouch und Mannesmann aus dem früheren Tochterunternehmen von Racal Electronics das vierzehntgrößte Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 150 Milliarden Dollar formte. Doch die Größe hat ihren Preis. Gent hat nach seinem Rückzug vom Posten des CEO im April 2003 Nachfolger Sarin ein schweres Erbe hinterlassen. Ihm muss das Kunststück gelingen, die zahlreichen Landesgesellschaften auf eine einheitliche Linie zu bringen und für weiteres Wachstum des Konzerns zu sorgen.

Kein leichtes Unterfangen, denn Sarin agiert verglichen mit Gent in einem Markt, in dem mittlerweile andere Vorzeichen gelten. Zukäufe um jeden Preis, wie sie sein Vorgänger tätigte, sind den Investoren heute nicht mehr zu vermitteln. Darüber hinaus sind die Zeiten des grenzenlosen Wachstums vorbei. In Europa, Asien und Nordamerika sind die Märkte weitgehend gesättigt, und im Neukundengeschäft herrscht ein brutaler Verdrängungswettbewerb.

Langsame Umsatzentwicklung mit UMTS

Bislang erfüllte sich auch die Hoffnung nicht, das Konsumverhalten der Verbraucher durch ein größeres Angebot von Inhalten anzukurbeln. Im Gegenteil: Der durchschnittliche monatliche Kundenumsatz sank bei Vodafone im vergangenen Geschäftsjahr von 26,1 auf 25,8 Euro - und das trotz aufwändiger Marketing-Kampagnen und zunehmend mehr Kamera-Handys am Markt.

Als Flop erwies sich für Vodafone bisher auch die dritte Mobilfunkgeneration UMTS beziehungsweise 3G. "Es fehlt immer noch an Endgeräten", klagt Sarin. Das Geschäft werde sich deshalb stark auf Weihnachten konzentrieren. Bis dahin hofft er auf sechs vermarktungsfähige UMTS-Handys und dämpft die Erwartungen: "Mit 3G werden wir zunächst keine großen Umsätze erwirtschaften. Das Geschäft wird sich erst über die nächsten fünf Jahre entwickeln."

Erfreulich gestaltet sich laut Vodafone Deutschland immerhin die Nachfrage nach der "Mobile Connect Card UMTS", die Firmen zunehmend für die Notebooks ihrer mobilen Mitarbeiter ordern. Die Geschäftskunden sind es auch, die in Sarins Zukunftsplänen wegen der höheren Bandbreite in UMTS-Netzen eine wesentlich größere Rolle als bisher spielen. Neben dem traditionellen Sprachverkehr und Infotainment stellt der IT-Bereich die dritte Säule dar, mit der Vodafone weiter wachsen möchte. "Die Informationen und Applikationen, die heute auf dem Desktop lokalisiert sind, müssen mobil werden", sagt Sarin. Um Office-Tools und Softwareanwendungen zu mobilisieren und auf seinen 3G-Netzen zu integrieren, kooperiert Vodafone bereits mit IT-Playern wie Microsoft, IBM, Hewlett-Packard, Oracle oder Cisco.