Drohnen in der Rettung

Wasserwacht prüft Suche von Verunglückten per Quadrocopter

29.01.2017
Von 
Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 

Beginn und Planung des Projektes

Badegäste des Sees am ehemaligen Buga-Gelände in München wunderten sich, dass stundenlang eine Drohne über das Wasser flog. Der Grund dafür war ein Projekt, das die dort zuständige Wasserwacht in diesem Jahr an den Start brachte. "Bei der Meldung einer vermissten Person wird eine gute und zeitnah funktionierende Rettungskette in Gang gesetzt. Dabei können es lebensrettende Minuten sein, je schneller eine im Wasser untergegangene Person lokalisiert wird", begründet Uwe Wagner, technischer Leiter der Wasserwacht München Riem, die Idee für das Projekt.

Zu Projektstart traf sich eine Gruppe von ehrenamtlichen Mitgliedern der Wasserwacht mit zwei Mitarbeitern des Drohnenherstellers Autel Europe GmbH traf. Angesagt war ein erster Testflug. Eine Kinderpuppe und ein leuchtend gelbes Handtuch wurden auf vier Meter im See versenkt. Dennis Häfner von Autel lenkte die Drohne in die Region, und die Drohne sendete die Filmaufnahmen.

Wie sie sehen, sehen sie nichts

Sowohl auf dem Smartphone-Display als auch später auf einem großen PC-Display kam beim ersten Testflug auch die erste Ernüchterung. Die Lichtbrechung der Sonneneinstrahlung um 14.00 Uhr sowie das durch Kleinstpartikel verunreinigte Wasser, ließen Puppe und Handtuch nur sehr schwer erahnen. Schnelles Auffinden sieht anders aus.

Auf dem folgenden Video ist zu sehen, wie der Taucher die Gegenstände unter Wasser bringt. Per Unterwasserkamera dokumentiert er Teile seines Einsatzes. Über dem Wasser ist zwar der Taucher als großes Objekt gut zu erkennen. Die Puppe und das hellgelbe Handtuch sind dagegen schwer bis gar nicht sichtbar.
Er Videoausschnitt zeigt aber auch, dass bei dem zweiten Testlauf am späten Nachmittag die Farben wesentlich besser zu erkennen sind. Gelb (Handtuch) und orange (Puppe mit Rettungsweste) sind deutlich zu sehen.

Trotz der nicht in vollem Umfang befriedigen Ergebnisse waren sich nach dem ersten Treffen alle Beteiligten darüber einig, dass das Projekt weitergeführt werden soll. Besonders Augenmerk solle darauf gelenkt werden, anstatt von Kameraaufnahmen auch alternative Technologien zur Lokalisierung einer untergegangenen Person zu suchen. Der Knackpunkt ist: ein Gerät mit den geeigneten Sensoren muss von einer kleinen Drohne transportiert werden können. Um bei dieser Aufgabe Unterstützung zu erhalten, war die Idee, sich an zwei Hochschulen in München zu wenden.

Münchner Hochschulen kommen an Bord

Der zweite Termin fand nicht mehr am See, sondern an der TU München statt. Florian Holzapfel, Ordinarius des dortigen Lehrstuhls für Flugsystemdynamik und Alfred Schöttl, Leiter der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München hatten mögliche Unterstützung zugesagt. Nachdem Markus Schmirler, der das Projekt von Seiten der Wasserwacht München Riem und Marc Schwarzbach, Director of Application and Systems bei Autel Europe GmbH die Ziele erklärt hatten, setzte das Team die Punkte fest, an denen gemeinsam mit den Universitäten gearbeitet werden könnte:

· Finden einer passenden Sensorik

· Programmierung der kompletten Bedienung

· Datenauswertung

Die TU München wolle laut Holzapfel am Bedienkonzept arbeiten, während Schöttl sich mit Studenten um das Thema Sensorik kümmern will. Der Wasserwacht-Drohnenexperte Schmirler soll ebenfalls weiterhin aktiv sein. Er wird zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen weitere Probeflüge mit der Kamera absolvieren, um zusätzliches Filmmaterial auswerten zu können.

Neben den technischen Herausforderungen werden auch viele andere Themen, wie Genehmigungen, Einbindung in den Einsatzablauf etc. auf die Wasserwacht zukommen. Das Projekt wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen.