Beginn und Planung des Projektes
Badegäste des Sees am ehemaligen Buga-Gelände in München wunderten sich, dass stundenlang eine Drohne über das Wasser flog. Der Grund dafür war ein Projekt, das die dort zuständige Wasserwacht in diesem Jahr an den Start brachte. "Bei der Meldung einer vermissten Person wird eine gute und zeitnah funktionierende Rettungskette in Gang gesetzt. Dabei können es lebensrettende Minuten sein, je schneller eine im Wasser untergegangene Person lokalisiert wird", begründet Uwe Wagner, technischer Leiter der Wasserwacht München Riem, die Idee für das Projekt.
- Das fliegende Auge
Im Test sollen unter Wasser platzierte Gegenstände mittels der an der Drohne angebrachten Kamera gefunden und identifiziert werden. - Lagebesprechung
Marc Schwarzbach (mi.) und Dennis Häfner (li.) von Autel Europe bei den technischen Vorbereitungen für die ersten Testflüge. Sie besprechen auch den Testablauf mit Markus Schmirler von der Wasserwacht München-Riem. - Einsatzort
Als Ort für den ersten Test wurde ein Ufer gewählt, das stark besucht ist und an dem die Gefahr im See durch einenSteilhang besonders hoch ist. - Warmfliegen
Dennis Häfner lässt den Quadrocopter in die Luft. - Das Equipment
Ein Taucher versenkt eine Kinderpuppe und ein hellgelbes Handtuch in wenigen Metern Tiefe. Die Kamera der Drohne soll die Gegenstände finden. - Fertig zum Tauchgang
Marc Schwarzbach wird die Gegenstände unter Wasser fixieren. - Zu wenig Ballast
Die Kinderattrappe will sich noch nicht unter Wasser bringen lassen. - Der erste Flug
Der Quadrocopter startet zur ersten Runde über den See. - Was ist zu sehen?
Die Drohnenkamera liefert Filme, auf denen die Projektbeteiligten versuchen, die Puppe und das gelbe Handtuch zu erkennen. - Aufmerksame Badegäste
Natürlich erweckt eine Drohne, die über den See fliegt auch die Aufmerksamkeit der Badegäste. Fragen ist erlaubt. - Im seichten Wasser
In geringer Tiefe sind die Puppe und das Handtuch natürlich gut sichtbar. Auch, weil dort das Wasser noch klar ist. - Erster Durchgang ist abgeschlossen
Die Tester der ersten Stunde (v.l.): Bernhard Rück (Wasserwacht), Marc Schwarzbach (Autel), Dennis Häfner (Autel), Markus Schmirler (Wasserwacht) und im Vordergrund der Quadrocopter. - Was zeigen die Filme?
Uwe Wagner (li.), technischer Leiter der Wasserwacht München Riem, sieht sich gemeinsam mit den Autel-Mitarbeitern die Filme auf einem Laptop-Bildschirm an. - Der zweite Testdurchgang
Später am Nachmittag und an einem anderen Ort lässt die Wasserwacht erneut eine Puppe unter Wasser. Im Hintergrund verfolgt die Drohne bereits das Rettungsboot. - Die Puppe weigert sich
Auch im zweiten Durchlauf weigerte sich die Puppe sofort unter Wasser zu gehen. - Es kann losgehen
Nun kann mit der Suche und den Filmaufnahmen begonnen werden. Das Filmmaterial werden die Projektbeteiligten in den kommenden Wochen auswerten. - Münchner Hochschulen unterstützen
Das zweite Projekttreffen findet in der TU München statt. Florian Holzapfel, Ordinarius des dortigen Lehrstuhls für Flugsystemdynamik und Alfred Schöttl, Leiter der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München finden das Projekt interessant und möchten es unterstützen. (v.l. Markus Schmirler, Alfred Schöttl, Marc Schwarzbach und Florian Holzapfel)
Zu Projektstart traf sich eine Gruppe von ehrenamtlichen Mitgliedern der Wasserwacht mit zwei Mitarbeitern des Drohnenherstellers Autel Europe GmbH traf. Angesagt war ein erster Testflug. Eine Kinderpuppe und ein leuchtend gelbes Handtuch wurden auf vier Meter im See versenkt. Dennis Häfner von Autel lenkte die Drohne in die Region, und die Drohne sendete die Filmaufnahmen.
Wie sie sehen, sehen sie nichts
Sowohl auf dem Smartphone-Display als auch später auf einem großen PC-Display kam beim ersten Testflug auch die erste Ernüchterung. Die Lichtbrechung der Sonneneinstrahlung um 14.00 Uhr sowie das durch Kleinstpartikel verunreinigte Wasser, ließen Puppe und Handtuch nur sehr schwer erahnen. Schnelles Auffinden sieht anders aus.
Auf dem folgenden Video ist zu sehen, wie der Taucher die Gegenstände unter Wasser bringt. Per Unterwasserkamera dokumentiert er Teile seines Einsatzes. Über dem Wasser ist zwar der Taucher als großes Objekt gut zu erkennen. Die Puppe und das hellgelbe Handtuch sind dagegen schwer bis gar nicht sichtbar.
Er Videoausschnitt zeigt aber auch, dass bei dem zweiten Testlauf am späten Nachmittag die Farben wesentlich besser zu erkennen sind. Gelb (Handtuch) und orange (Puppe mit Rettungsweste) sind deutlich zu sehen.
Trotz der nicht in vollem Umfang befriedigen Ergebnisse waren sich nach dem ersten Treffen alle Beteiligten darüber einig, dass das Projekt weitergeführt werden soll. Besonders Augenmerk solle darauf gelenkt werden, anstatt von Kameraaufnahmen auch alternative Technologien zur Lokalisierung einer untergegangenen Person zu suchen. Der Knackpunkt ist: ein Gerät mit den geeigneten Sensoren muss von einer kleinen Drohne transportiert werden können. Um bei dieser Aufgabe Unterstützung zu erhalten, war die Idee, sich an zwei Hochschulen in München zu wenden.
Münchner Hochschulen kommen an Bord
Der zweite Termin fand nicht mehr am See, sondern an der TU München statt. Florian Holzapfel, Ordinarius des dortigen Lehrstuhls für Flugsystemdynamik und Alfred Schöttl, Leiter der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München hatten mögliche Unterstützung zugesagt. Nachdem Markus Schmirler, der das Projekt von Seiten der Wasserwacht München Riem und Marc Schwarzbach, Director of Application and Systems bei Autel Europe GmbH die Ziele erklärt hatten, setzte das Team die Punkte fest, an denen gemeinsam mit den Universitäten gearbeitet werden könnte:
· Finden einer passenden Sensorik
· Programmierung der kompletten Bedienung
· Datenauswertung
Die TU München wolle laut Holzapfel am Bedienkonzept arbeiten, während Schöttl sich mit Studenten um das Thema Sensorik kümmern will. Der Wasserwacht-Drohnenexperte Schmirler soll ebenfalls weiterhin aktiv sein. Er wird zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen weitere Probeflüge mit der Kamera absolvieren, um zusätzliches Filmmaterial auswerten zu können.
Neben den technischen Herausforderungen werden auch viele andere Themen, wie Genehmigungen, Einbindung in den Einsatzablauf etc. auf die Wasserwacht zukommen. Das Projekt wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen.