Web-Konferenzen in der Praxis

Web-Konferenzen in der Praxis

21.09.2007
Von Lars Reppesgaard

Wie sehr der Markt boomt, zeigen die vollen Auftragsbücher der Softwareanbieter. Das jüngst von Cisco Systems übernommene Web-Konferenz-Unternehmen Webex wächst jährlich um etwa 30 Prozent. Der Umsatz der KarlsruherFirma Netviewer, einem Anbieter von Fernwartungs- und Online-Collaboration-Lösungen, verdoppelt sich sogar jedes Jahr.

Drei bis vier Mal in der Woche nutzen Schattdecor-Mitarbeiter das Videosystem, das die Münchner Medientechnikspezialisten Vitec aufgebaut haben. Ein Grund für eine Videokonferenz ist beispielsweise eine standortübergreifende Besprechung beim Aufbau einer neuen Druckmaschine. Erst vor kurzem hat Schattdecor eine solche Maschine in China in Betrieb genommen und wenig später in Brasilien eine baugleiche Anlage installiert. Daraufhin tauschten sich die Techniker vor Ort an beiden Standorten mit der technischen Abteilung in Thansau intensiv über Video aus.

Große Investitionen in neue Leitungskapazitäten sind in der Regel nicht nötig, um derartige Lösungen nutzen zu können. Die gemeinsame Basis der neuen Kommunikationskanäle ist das Internet Protocol. Die Infrastruktur kommt durch die immer größere Verbreitung von Breitband-Internet-Anbindungen ohnehin in die Unternehmen. „Somit ist das Fundament für eine weitere Marktdurchdringung der neuen Kommunikationsinstrumente gelegt. Heutige DSL-Bandbreiten sind auch in den nächsten zwei bis drei Jahren für mindestens 75 Prozent der vom Markt adaptierten Lösungen völlig ausreichend“, sagt Experton-Fachmann Schmeiler. Die Kommunikationssoftware ist zudem oft billig oder im Fall von Skype oder Instant-Messaging-Clients sogar kostenlos.

Web-Konferenz günstiger als klassische Videokonferenzen

Auch die Internet-gestützten Web- Konferenz-Systeme sind selbst weitaus günstiger als die früher genutzte klassische Videokonferenztechnologie aus der Telefonwelt, sagt Peer Stemmler, Deutschland-Chef von Webex Communications in Düsseldorf. Webex hat weltweit 30 000 Kunden, 3000 davon in Deutschland. „Es scheint so zu sein, dass wir einen bestimmten Kreis unter den Mittelständlern ansprechen“, beschreibt er seine Kunden. „Viele gehören zur jüngeren Generation von Entscheidern, etliche nutzen auch Lösungen wie Skype, um über das Internet zu telefonieren.“

Ein Webex-Kunde ist der Prüf-, Messund Wägetechnikhersteller Hottinger Baldwin Messtechnik (HBM). Die Darmstädter nutzen das sogenannte Webex Meeting Center und Webex Remote Support, um mit Remote-Support, Schulungen und Präsentationen über das Internet die Kundenzufriedenheit zu steigern und um früher als bisher bei Problemen reagieren zu können. Die Anwendungen für Web-Konferenzen und Fernwartung hostet der Anbieter in einem eigenen Netzwerk. „Damit reduzieren wir Reisekosten, sparen wertvolle Zeit und haben eine deutlich schnellere Reaktionszeit bei Problemen“, sagt Andrea Numrich, die bei HBM für den Zentraleinkauf verantwortlich ist.