Internes Networking als Führungsstil

Wer nicht netzwerkt, verliert

05.01.2014
Von 
Bettina Dobe war Autorin für cio.de.

Talente binden durch Netzwerke

In vielen Firmen gibt es einen regelmäßigen Austausch. Ong zum Beispiel sitzt als CIO in allen Gremien und steht mit den anderen Führungskräften im Unternehmen ständig in Kontakt. Man könnte meinen, in so einem Fall sei Netzwerken überflüssig. Nicht ganz: "Ich versuche, mich auch parallel mit den Multiplikatoren im Unternehmen zu verbinden", sagt Ong. Oft seien Entscheider in einige Themen nicht so tief eingearbeitet, da sei es von Vorteil, auch mit "Power-Usern" im Kontakt zu stehen, die Herausforderungen bis ins letzte Detail durchdrungen hätten. IT-Chef Ong geht daher auch mal mit den Treibern einen Kaffee trinken - und mit den Talenten im Unternehmen.

Cura-CIO David Ong vernetzt sich nicht nur mit den anderen Führungskräften im Unternehmen: "Ich versuche auch die IT-affinen Talente aus anderen Fachbereichen zu identifizieren und mit ihnen zu arbeiten."
Cura-CIO David Ong vernetzt sich nicht nur mit den anderen Führungskräften im Unternehmen: "Ich versuche auch die IT-affinen Talente aus anderen Fachbereichen zu identifizieren und mit ihnen zu arbeiten."
Foto: Privat

Gerade wenn es um Sonderthemen ginge, sei seine IT-Abteilung nicht mit genügend Personal ausgestattet, erzählt der CIO. Er sei also darauf angewiesen, die IT-affinen Talente aus anderen Fachbereichen zu identifizieren und mit ihnen zu arbeiten. Ohne Networking funktioniert diese Identifikation aber schlecht. Für einen Entscheider eine kluge Strategie: Um besonders fähige Mitarbeiter zu halten, ist es sehr hilfreich, sie auch persönlich ans Unternehmen zu binden. Das sieht auch Sanofi-CIO Welt so: "Ich sehe das als Möglichkeit zur Mitarbeiter-Förderung."

Besserer Ruf der IT-Abteilung

Das Ansehen der eigenen Abteilung kann man damit gleich mit fördern: "Als ich hier anfing, war der Ruf der IT im Unternehmen nicht ganz so gut. Seitdem hat sich viel getan - aber die technische Verbesserung allein reicht nicht aus", sagt Ong. Es müsse auch darum gehen, diese Verbesserungen zu kommunizieren. Das gehe eben nur, wenn seine Mitarbeiter abteilungsübergreifend von Erfolgen erzählten, eben beim Mittagessen oder einem informellen Treffen. "Wenn sich die Service-Zeiten des Help-Desks verlängert haben, kann man so viele E-Mails schreiben, wie man will - das wird nicht wahrgenommen", meint Ong. Stattdessen müsse man im Gespräch auf die Veränderungen hinweisen.

Networking für die Zukunft

Noch über Jahre hinweg kann ein Netzwerk hilfreich sein, selbst wenn ein Kollege ein Unternehmen bereits verlassen hat. Denn inzwischen seien die Übergänge von externen und internen Netzwerken fließend, meint Ong. Mit jedem Mitarbeiter, der geht, verlässt auch ein Teil seines Wissens das Unternehmen. Doch mithilfe der Netzwerke lässt sich dagegen steuern: "Oft sind die Kollegen noch nach dem Fortgang miteinander verbunden und man freut sich, wenn man was von den Kollegen hört", sagt der CIO. "So kann man auf die Erfahrung des Mitarbeiters bei spezifischen Problemen zurückgreifen, die sonst nur auf dem Papier steht - und das reicht eben oft nicht aus."

Können Frauen es besser?

Und wer sind die besseren Netzwerker? Frauen oder Männer? "Ich denke, dass bei Frauen die Bereitschaft höher ist, sich zu vernetzen", sagt Welt. Ob die Qualität des Netzwerkens höher ist, lässt sich schwer beantworten. "Netzwerken ist ein Geben und Nehmen, da spielt es keine Rolle, ob man ein Mann oder eine Frau ist", sagt CIO Welt. "Allerdings glaube ich, dass das integrative Management das Netzwerken erleichtert und darin sind Frauen etwas geschickter."

Sie selbst vernetze sich mit anderen weiblichen Führungskräften im Unternehmen, innerhalb und außerhalb der IT, auch wenn es "davon nicht so viele gibt." Ihr Netzwerk bestehe aus wenigen Frauen, die sich aber umso intensiver vernetzten, sagt CIO Welt. "Frauen haben einen anderen Führungsstil, sehen die Dinge ein wenig anders. Wir tauschen uns dann über unsere Art der Führung aus", sagt die IT-Chefin.

Was Firmen tun können

Führungskräfte-Coach Buhl hält Entscheider dazu an, sich selbst gut zu vernetzen und die Mitarbeiter dazu anzuspornen. Auch Unternehmen könnten dafür eine Menge tun. "Eine Firma muss für das Networking Räume bieten. Es ist zum Beispiel wichtig, bei internen Veranstaltungen sowohl den zeitlichen Ablauf, als auch den Raum an sich offen zu gestalten", sagt er. So wären zum Beispiel kleine Stehtische deutlich besser dafür geeignet als ein großes Plenum. Dieser Tipp lässt sich auch auf Abteilungsebene herunterbrechen: Wer möchte, dass seine Mitarbeiter sich vernetzen, sollte ihnen dafür einen Raum und Gelegenheit bieten.

Richtig planbar sind das Netzwerken und das Kennenlernen der "richtigen" Person nicht. "Auf die menschliche Komponente kommt es an. Das ist ein bisschen so wie auf einer Party", meint Buhl. "Wer interessant ist, mit dem kommt man ins Gespräch. Umso wichtiger ist es, dass es die passenden Räume im Unternehmen gibt, um solche Zufallskontakte zu ermöglichen. Dann kann ein Unternehmen von der vollen Kraft des Networkings profitieren.