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Wie CIOs sich den perfekten ITler vorstellen

21.05.2012
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Heute China, morgen USA

Als Beispiel nennt CIO Jürgen Burger den Programm- oder Projekt-Manager, der für die Einführung neuer Software in operativen Bereichen zuständig sein soll. Der künftige Mitarbeiter müsse sich international eloquent bewegen können und über intensive Projekt- und Programm-Management-Kenntnisse verfügen. "All das sind Voraussetzungen, um bei Verhandlungen mit operativen Einheiten Lösungsvorschläge umzusetzen", so Burger. Darüber hinaus müsse der Programm- oder Projekt-Manager über Prozess- und IT-Verständnis verfügen.

Jürgen Burger; Hellmann Worldwide Logistics: "Unsere Mitarbeiter sind in China, Südafrika und den USA unterwegs - interkulturelle Kompetenz ist entscheidend."
Jürgen Burger; Hellmann Worldwide Logistics: "Unsere Mitarbeiter sind in China, Südafrika und den USA unterwegs - interkulturelle Kompetenz ist entscheidend."
Foto: Joachim Wendler

Interkulturelle Kompetenz ist laut Burger der entscheidende Faktor. So installiert ein Rollout-Team beispielsweise CRM- oder HR-Systeme global. Der Mitarbeiter eines solchen Teams sei möglicherweise einmal in China, einmal in Südafrika, einmal in den USA tätig. "Unterschiedlicher können die Kulturen kaum sein", so Burger.

Der CIO beschreibt seinen Traumkandidaten so: Er ist kulturell versiert und sozial kompetent. Er muss in der Lage sein, andere Kulturen anzunehmen und zu reflektieren, was welche Kultur bedeutet, um diese Erfahrung in einem Projekt einzusetzen. Der in Frage kommende Kandidat muss Projektmeilensteine verfolgen sowie große Themen in kleine umwandeln - also das klassische Projekt-Management beherrschen.

Am besten Chinesisch und Spanisch

Über eine Zertifizierung des Kandidaten würde sich Burger freuen. Hier verweist er auf die International Project Manager Association (IPMA). Diese Institution zertifiziert ihre Kursteilnehmer von Stufe D bis A. "Mein idealer Kandidat befindet sich auf Level B", erklärt Burger. Fremdsprachen spielen bei dem international agierenden Unternehmen naturgemäß eine wichtige Rolle: "Optimal wäre ein Kandidat, der neben Deutsch, Englisch und Französisch auch noch Chinesisch und Spanisch beherrscht."

Noch ist sein Traumkandidat nicht fertig "gebacken". Zusätzlich erwartet der Hellmann-CIO ein grundlegendes Verständnis zum Thema Enterprise Architecture. Der ideale Mitarbeiter sollte sich in seinem beruflichen Leben mit abstrakten Modellen, aber auch mit der praktischen Seite der Enterprise Architecture auseinandergesetzt haben.

Harald Berger, Freudenberg Haushaltsprodukte: "Familiäre Ungebundenheit wäre gut, unsere Miotarbeiter sind viel unterwegs."
Harald Berger, Freudenberg Haushaltsprodukte: "Familiäre Ungebundenheit wäre gut, unsere Miotarbeiter sind viel unterwegs."
Foto: Berger/Freudenberg

Den Fachkräftemangel spürt auch die Freudenberg Haushaltsprodukte KG in Weinheim. So hat das Unternehmen über ein Jahr benötigt, bis es endlich den passenden SAP-Berater fand. CIO Harald Berger: "Dass wir nach langer Recherche endlich die geeignete Person gefunden haben, hatte auch mit Glück zu tun." Keinen Erfolg hat das Unternehmen bislang bei der Suche nach einem regionalen IT-Service-Manager für den asiatischen Raum. Ein Grund ist nach Bergers Meinung der doch sehr große Sprung vom bodenständigen Odenwald ins ferne Asien. Der regionale IT-Service-Manager wäre in einer der Hauptniederlassungen des Unternehmens in China oder Hongkong tätig. "Wenn ich mir den Service-Manager herzaubern könnte, würde ich mir am ehesten einen Deutschen wünschen" - allerdings mit einer hohen Affinität zur asiatischen Kultur.

Darüber hinaus verlangt Berger eine hohe soziale und interkulturelle Kompetenz: "Der gesuchte Manager darf keinesfalls arrogant auftreten." Darüber hinaus sollte er neben der englischen auch die chinesische Sprache beherrschen. Zudem erwartet der Freudenberg-CIO von dem Kollegen familiäre Ungebundenheit, denn schließlich müsse in diesem Job viel gereist werden: "Ich stelle mir einen IT-Profi um die 30 Jahre vor, der seine Karriere anstoßen will."

Internationale Erfahrung begehrt

Neben Kenntnissen in IT-Architekturthemen und ITIL sollte der Kandidat vor allem betriebswirtschaftlich fit sein. "Ein reiner Techie ist für den Job nicht geeignet", lautet Bergers Ausschlusskriterium. Idealerweise sollte der Traumkandidat ein paar Jahre international tätig gewesen sein. Keine Abstriche machen will Berger - wie seine CIO-Kollegen auch - in puncto Kommunikations- und Management-Fähigkeiten; Kompromisse kämen für ihn eher auf der fachlichen Seite in Frage.