Wie sich Beraterinnen behaupten

05.07.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Für viele Frauen tritt der entscheidende Karriereknick ein, wenn sie das erste Kind bekommen. Auch in der Beraterwelt finden sich nur wenige positive Gegenbeispiele. Eine davon ist Dagmar Fehler, die nach der Geburt ihres Sohnes vor acht Monaten ihre Arbeitszeit auf 60 Prozent reduziert hat. Vorher arbeitete sie mindestens 70 Stunden in der Woche, als Projektverantwortliche für eine internationale Softwareeinführung war sie stets bei ihrem Kunden vor Ort. Zürich, Genf und Cincinnati hießen ihre Koordinaten, die sie oft binnen einer Woche ansteuerte. Das Berliner Büro von Capgemini, zu dem sie seit sechs Jahren gehört, hat sie kaum betreten und tut es bis heute nicht.

Fehler hat die Projektleitung gegen die Roll-out-Koordination eingetauscht und arbeitet heute "remote", wie sie es ausdrückt. Telearbeit könnte man auch dazu sagen, wenn die Beraterin jeden Nachmittag zu Hause an ihrem Schreibtisch sitzt und sich mit den Kunden in Cincinnati per Telefon und Mail austauscht, während die Kinderfrau zwei Zimmer weiter mit dem Sohn spielt. Freitag ist Fehlers Reisetag, um 5.15 Uhr verlässt sie das Haus und taucht wieder in die alte Welt ein: Sie fliegt nach Zürich oder Genf, alle drei Monate geht es für ein paar Tage in die USA. "Auf die Tage beim Kunden vor Ort möchte ich nicht verzichten, sie bringen mein Leben in Balance, machen mich zufrieden", erzählt die 41-jährige, die schon immer Beraterin werden wollte, nach einem kurzen Ausflug in die Industrie merkte, wie sehr sie das Reisen und den schnellen Takt des Beraterlebens vermisste, und wieder zurückkehrte.