CW: Zur CeBIT 2008 hatten Sie ein radikal verändertes Messekonzept angekündigt. Unter der Bezeichnung Business Solutions, Public Sector und Home & Mobile Solutions ordneten Sie die Messehallen nach drei Ausstellungs- und Themenschwerpunkten und schufen mit Technology & Infrastructure noch eine weitere Kategorie als thematische Grundlage der anderen Angebote. Ist dieses Konzept aufgegangen?
Raue: Das Konzept hat sich bewährt (siehe den Abschlussbericht zur CeBIT 2008). Wir haben nicht nur die Messe und unser Kongressprogramm vertikal ausgerichtet, sondern sprechen jetzt auch im Vorfeld der CeBIT potenzielle Besucher und Anwendergruppen gezielt an, um sie mit den Anbietern vor Ort zusammenzubringen. Wir arbeiten dabei mit Industrie- und Interessensverbänden zusammen.
Direktmarketing statt Hallenverwaltung
CW: Wie sieht das konkret aus?
Raue: Wir haben beispielsweise 2008 für das Thema Public Sector 500 Bürgermeister auf die CeBIT geholt, um ihnen in geführten Touren die Softwarelösungen für den öffentlichen Dienst nahezubringen. Das ist das Ergebnis der Kooperation mit dem niedersächsischen Städte- und Gemeindebund. Ergänzt wurde dieses Angebot durch Vorträge von Ausstellern sowie vom Bund. Dieser Service kam gut an, wir werden das auch fortsetzen. Das Thema Public Sector wollen wir aber nicht nur lokal, sondern auch auf europäischer Ebene angehen. So wird voraussichtlich im nächsten Jahr EU-Kommissarin Viviane Reding in Hannover zu dem Thema sprechen.
CW: Vermutlich können Sie für Ihr Marketing auf einen entsprechend großen Adressbestand zurückgreifen.
Raue: Auf der einen Seite stehen uns in der Tat mehrere Hunderttausend qualifizierte Adressen zur Verfügung. Aber wichtig sind eben auch die gezielten Kooperationen mit Verbänden oder speziellen Communities.
- Ernst Raue über Popularität
Die CeBIT ist für Messechef Raue nach wie vor eine der populärsten Veranstaltungen der Welt. Eines sei in den letzten Jahr klar geworden: Die Industrie will weiterhin eine CeBIT als Kommunikationsplattform haben. - Ernst Raue über Webciety
Raue will mit dem Thema Webciety auf der nächsten CeBIT das Internet in seinen verschiedenen Ausprägungen und mit seinen Business-Modellen darstellen und erlebbar machen. - Ernst Raue über Web 2.0
Raue widerspricht dem Eindruck, man reagiere mit der wachsenden Einbeziehung des Web in das Messekonzept auf den Web-2.0-Hype. Es sei vielmehr die Konsequenz daraus, dass das Internet inzwischen in alle Lebensbereiche hereinragt. Die CeBIT müsse dieser Entwicklung Rechnung tragen. - Ernst Raue über CIOs
IT-Manager haben laut Raue die Messe für sich neu entdeckt. IT-Lösungen seien immer komplexer und vernetzter geworden - das treibe CIOs nach Hannover. Sie erwarten dann allerdings kompakte Informationen und exklusive Treffen vor Ort. - Ernst Raue über IFA
Die Internationale Funkausstellung (IFA) ist für Raue keine Konkurrenz zur CeBIT. Vielmehr habe die IFA eine komplett andere Ausrichtung, was sich an der jüngst präsentierten weißen Ware deutlich gezeigt habe. Die CeBIT sei hingegen eine internationale Businessmesse. - Ernst Raue über Direktmarketing
Früher war ein Messestand einfach Teil des Marketing-Mix eines Ausstellers und der Veranstalter verwaltete das Messegelände . Heute entwickele man gemeinsam mit den Ausstellern die Inhalte der CeBIT, sagte Messechef Ernst Raue.
CW: Müssen Sie auch Ihre Aussteller anders betreuen als früher?
Raue: Wir arbeiten heute sehr viel enger zusammen. Früher war ein Messestand einfach Teil des Marketing-Mix, und wir haben das Messegelände verwaltet. Heute entwickeln wir gemeinsam mit den Ausstellern die Inhalte der CeBIT. Wir kennen die Ziele der Unternehmen und arbeiten gemeinsam daran, dass diese auch erreicht werden. Eines ist klar geworden: Die Industrie will eine CeBIT als Kommunikationsplattform haben (Nachrichten und Hintergründe zur letzten CeBIT finden Sie hier).
CW: Wie haben die Hersteller auf das neue CeBIT-Konzept reagiert?
Raue: Die Aussteller hatten 2008 insgesamt eine sehr gute Messe (Auch hat niemand die Halle 1 vermisst). Aber darauf können wir uns nicht ausruhen. Wir arbeiten weiter am lösungsorientierten Messekonzept arbeiten. So kommt beispielsweise nächstes Jahr in Halle 11 eine eigene "CeBIT Security World" hinzu.