Volkswagen-Cloud am Horizont
CW: In welchen Bereichen wollen Sie die Standardisierung weiter vorantreiben?
MÜHLECK: Hier ist man nie am Ende der Möglichkeiten. Jeder Tag bringt IT-Innovationen mit sich. Nehmen wir zum Beispiel Cloud Computing. Wenn wir diesen Ansatz konsequent zu Ende denken, können wir große Vorteile erzielen. So ist es unser Ziel, aus der "Volkswagen-Cloud" heraus große Nutzergruppen weltweit mit diversen IT-Services zu bedienen: die Konzernmarken, die 61 Fertigungsstätten, dazu Importeure sowie unsere Handels- und Servicepartner. Dafür werden wir unsere Rechenzentren so organisieren, dass wir parallele Systemwelten wie MVS, Unix und Microsoft-Welten auf eine neue übergreifende Plattform hieven können.
CW: Heißt das, der Konzern ist groß genug, um seine eigene IT-Wolke aufzubauen?
MÜHLECK: Wir haben bereits eine Private Cloud und entwickeln sie weiter. So schaffen wir im Zuge der Umsetzung unserer Rechenzentrums-Strategie zentrale Hubs für weitere Cloud Services.
CW: Welches Konzept liegt der Volkswagen-Cloud zugrunde?
MÜHLECK: Über die Volkswagen-Cloud stellen wir IT-Services, zum Beispiel für Vertrieb und Handel, weltweit und ganzheitlich zur Verfügung - unabhängig vom physischen Standort einzelner Rechner, Server und Datenbanken. Damit vollziehen wir einen Paradigmenwechsel: Wir überführen bisher nur lokal verfügbare Services und Systeme in einen neuen, globalen Kontext. So können wir eine ganze Reihe von IT-Services kostengünstiger erbringen.
- Cloud Computing in Unternehmen
Nur wenige Unternehmen (13 Prozent) haben keine Verwendung für Cloud Computing. Die meisten nutzen bereits vorhandene Dienste. - Cloud genießt hohe Bedeutung
Auf einer Skala von 5 (sehr große Bedeutung) bis 1 (sehr geringe Bedeutung) erreicht das XaaS-Modell einen Index-Wert von 3,42. Das ist überdurchschnittlich hoch, so die Autoren der Studie. - Favorisierte Modelle
Die meisten Befragten streben Kombinationen aus privater und öffentlicher Cloud an. - Die Vorteile der Cloud
Unternehmen wollen mit Cloud-Installationen vor allem Kosten sparen. Aber auch die in Aussicht gestellte Flexibilität interessiert Anwender. - Bedenken gegenüber der Cloud
Vor allem die Sicherheit und der Datenschutz beschäftigen die Anwender. Hier müssen Provider noch mehr Vertrauen schaffen. - Cloud und SOA
Mehr als ein Drittel der Befragten sieht eine starke Verbindung von Cloud Computing und SOA. - Cloud und BPM
Die Verbindung von Cloud Computing mit dem Business Process Management (BPM) ist weniger stark ausgeprägt.
CW: Für welche Services nutzen Sie den Cloud-Ansatz bereits?
MÜHLECK: Hier sind wir beim Dealer-Management-System, unserem IT-Backbone für den Handel, schon sehr weit. Die Händler unserer Konzernmarken beziehen die Dienste über eine definierte Schnittstelle. Die Bandbreite der IT-Services reicht vom Marketing über CRM, das Kundenauftrags-Management und Finanzdienstleistungen bis zum Aftersales.
CW: Setzt der Cloud-Gedanke die Standardisierung von Prozessen und Systemen voraus?
MÜHLECK: Exakt. Wir beamen sozusagen unsere IT-Standards in die Cloud.
CW: Spielen Anbieter wie Google beim Thema Cloud eine Rolle für Sie?
MÜHLECK: Wir haben das durchaus diskutiert, aber schnell wieder verworfen. Hier steht für den Volkswagen-Konzern zu viel auf dem Spiel: der Schutz von sensiblen Daten und die Wahrung geistigen Eigentums. Wir müssen schon mit großem Aufwand unsere E-Mail-Daten schützen. Im Schnitt senden und empfangen wir rund 3,2 Millionen E-Mails täglich. Aus diesem Grund lösten die Blackberries bei uns lebhafte Diskussionen um Nutzen und Risiken aus. Erst als sich dieser Dienst als sicher erwies, haben wir diese Mobilgeräte eingeführt. Sollte eines Tages die Public Cloud so effizient und sicher sein wie die geschützte Private Cloud, würde ich die Frage neu stellen.