Knapper werdende IPv4-Adressen, fehlende Security-Features, ungenügende Unterstützung von Echtzeitkommunikation, begrenzte Unterstützung von Quality of Services (QoS) – mittlerweile haben Anwender mehr oder weniger gelernt, mit den Schwächen des 1983 eingeführten Internet Protocol Version 4 (IPv4) zu leben. Zumal Workarounds wie Network Address Translation (NAT) oder IPsec-basierende VPNs einen Teil der Probleme lindern, wenn nicht gar beheben. Doch selbst diese Kniffe können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tage des Oldies – der im nächsten Jahr sein 25-jähriges Jubiläum hat - gezählt sind.
So gehen aktuelle Statistiken davon aus, dass die letzten offiziellen und damit routbaren IPv4-Adressräume im Mai 2010 vergeben werden. Mit der Adressenknappheit haben vor allem die aufstrebenden Märkte Asiens ein Problem: Sie bekommen teilweise nicht mehr genügend freie IPv4-Adressen und sind deshalb bereits heute zur Migration auf das Internet Protocol der sechsten Generation gezwungen. In den westlichen Industrienationen ist das Problem dagegen nicht so brennend, da hier rechtzeitig IPv4-Adressen gehortet wurden. Entsprechend konnte sich das neue Protokoll, dessen Entwicklung bereits 1995 begann, in der westlichen Welt noch nicht auf breiter Front durchsetzen. Selbst wenn momentan kein direkter Migrationsdruck besteht, raten Experten wie Uwe Nickl, Senior Vice President Europe beim Backbone-Carrier Level 3 Communications, "in Ruhe alles vorzubereiten, um dann ohne Zeitdruck umstellen zu können, denn spätestens wenn die Arbeit mit IPv4 Wettbewerbsnachteile bringt, ist der Tag für die Migrationsplanung gekommen".