Anstoß zur neuen Mobilfunkzukunft

13.05.2002
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Doch zwischen Messeschein und Realität liegen Welten. Die meisten gezeigten Anwendungsbeispiele dürfen getrost noch als Mogelpackungen bezeichnet werden, weil sie unter Laborbedingungen ablaufen. Im Klartext heißt das: Sie suggerieren vor allem Bandbreite satt. Davon kann heute im Mobilfunk jedoch nicht die Rede sein. Der zügige Transfer bandbreitenhungriger Applikationen sowie Audio- und Videoclips aufs Handy, Smartphones oder anderer Kombigeräte - wie zum Beispiel die geschilderte Fußballsequenz - bleiben vorerst Zukunftsmusik, die maximale UMTS-Transferrate von 2 Mbit/s ohnehin graue Theorie.

Wieder einmal scheint die Branche ihrer Zeit voraus, wie auch vor zwei Jahren, als sie großmundig die Einführung des Datentransferstandards General Packet Radio Service für den Herbst 2000 ankündigte. Es war, nach ähnlichen Erfahrungen mit dem Wireless Application Protocol (WAP) zuvor, keine Überraschung, dass sich der Zeitplan als Makulatur erwies. Zum einen verzögerte sich die Aufrüstung der Netze bis ins Frühjahr 2001, zum anderen ließen erste GPRS-fähige Endgeräte sogar bis zum Herbst letzten Jahres auf sich warten.

GPRS - eine weitere Totgeburt?

Kein Wunder also, dass GPRS bisher weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Dabei wird der Dienst von den Carriern insbesondere nach der 50 Milliarden Euro teuren UMTS-Auktion im Sommer 2000 mit großen Vorschusslorbeeren bedacht und als Vorbote von 3G gepriesen. Die Prognosen, schon 2001 nennenswerte Umsätze mit GPRS zu generieren, erwiesen sich jedoch als krasse Fehleinschätzung. Auf Umsatz- und Teilnehmerzahlen von GPRS angesprochen, hüllen sich die vier deutschen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und Viag Interkom, das seit 1. Mai O2 heißt, vornehm in Schweigen. Einzig T-Mobile nannte die Zahl von 100 000 Nutzern.

In der offiziellen Sprachregelung werden GPRS und WAP gemeinsam mit dem Erfolgsdienst Short Message Service (SMS) geschickt unter der Rubrik Datendienste verpackt und damit Volumen vorgetäuscht. Immerhin erwirtschaften die Anbieter mit den Kurznachrichten rund 14 Prozent ihres gesamten Umsatzes. Der Anteil von GPRS und WAP an dieser Erfolgsstatistik dürfte jedoch im Promillebereich rangieren. Auf den ersten Blick deutet also nichts darauf hin, dass diese Technologie die in sie gesteckten Hoffnungen als Wegbereiter für die UMTS-Dienste der Zukunft erfüllen kann.

Diese Rolle muss GPRS aber spielen, denn was mobile Bandbreite betrifft, ist der Standard im Moment das Maß der Dinge. Sie liegt derzeit bei 32 Kbit/s, wie Messungen der Zeitschrift "Connect" kürzlich ergaben. Damit ist das Verfahren zwar weit von seiner theoretischen Maximalleistung von 171,2 Kbit/s entfernt, die jedoch ebenso hypothetisch ist wie 2 Mbit/s in UMTS-Netzen.