Berater: Alles dreht sich um die Leistung

07.03.2003
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Interesse wecken

Das Auswahlverfahren des Beratungshauses basiere fast ausschließlich auf persönlichen Gesprächen. Während die ersten Vorstellungsrunden Werdegang und Motivation zum Inhalt hätten, würden in den weiteren Treffen Fallstudien diskutiert. Nach wie vor eingestellt werden nach Angaben der Human-Resources (HR)-Verantwortlichen Berater, und zwar sowohl frisch von der Hochschule als auch mit Industrieerfahrung. Auch wenn die Lage heute nicht mehr so rosig ist wie noch vor zwei Jahren, sollten die jungen Leute nach Meinung der Personalexpertin die Hoffnung keinesfalls aufgeben.

Blindbewerbungen von qualifizierten Hochschulabsolventen beispielsweise kämen sehr gut an. Sonnenschein: "Wichtig ist, dass die Bewerbungsschreiben möglichst punktgenau sind. Jedem muss klar sein, dass der Personalexperte täglich Dutzende dieser Schreiben auf den Tisch bekommt. Dementsprechend ist auf irgendeine individuelle Weise sein Interesse zu wecken." Wenn sich der Hochschulabsolvent in unterschiedlichen Branchen bewerbe, sollte er den Lebenslauf auch unterschiedlich gewichten und branchenrelevante Aspekte in den Vordergrund stellen. Die Personalfrau: "Wir laden beispielsweise keinen Kandidaten ein, der nicht über Auslandserfahrung und entsprechende Fremdsprachenkenntnisse verfügt. Das sind Voraussetzungen, über die sich Bewerber vorher genau informieren sollten."

Für nicht deutsche Muttersprachler würden sogar Sprachtests organisiert. Diese Hürde sei sehr hoch, da die Beherrschung der Umgangssprache allein für den Beratungsjob nicht ausreiche. Sonnenschein: "Dass viele unserer Kollegen dennoch diese Hürde geschafft haben, beweisen unsere im deutschsprachigen Raum tätigen 360 Mitarbeiter aus 14 verschiedenen Ländern."

Ulf Henning, Marketingdirektor bei Accenture in Kronberg im Taunus, kann der augenblicklichen Situation auch etwas Gutes abgewinnen: "Wir haben es derzeit mit einer gesunden und sinnvollen Konsolidierung des Marktes zu tun. Als Folge davon wird die Professionalisierung der Berater zunehmen." Für junge Leute, da ist sich der Consultant sicher, hat sich die Lage im Beratungsmarkt wieder ein wenig verbessert: "Momentan lohnt es sich mehr als noch vor ein paar Monaten, eine Bewerbung abzugeben. Die Kandidaten sollten aber auf jeden Fall berücksichtigen, wie die Wirtschaftslage und Präsenz des Beratungshauses sowie die Unternehmenskultur aussehen."

Bei der Entscheidung für oder gegen den Kandidaten würden die Soft Skills eine entscheidende Rolle spielen. Verständlich, arbeiten bei Accenture-Projekten doch öfter bis zu 500 Leute zusammen. Rund 200 sind, so Henning, eigene Mitarbeiter, der Rest kommt vom Kunden: "Dementsprechend benötigen wir Berater, die sich in ein Team einordnen können. Wenn einer dabei ist, der die interdisziplinären Spielregeln nicht beherrscht oder sich dem Kunden gegenüber gar aufspielt, kann das böse Folgen haben."