Der Markt für IT-Dienstleister

Berater warten auf den Aufschwung

30.09.2010
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Outsourcing: Zurückhaltung auf allen Seiten

Die Gründe für das schleppend verlaufende Auslagerungsgeschäft sind vielfältig.

  • Laufende Outsourcing-Deals werden nachverhandelt: Die Provider mussten Umsatzeinbußen hinnehmen, weil viele Kunden schon während der Laufzeit auf Preisnachlässe gedrängt oder Abkommen am Ende der Laufzeit nur mit großen Preiszugeständnissen verlängert hatten.

  • Insolvenzen: Die Wirtschaftskrise hat die Zahl der Pleiten in die Höhe schnellen lassen. Die Outsourcer haben damit Kunden verloren.

  • Anwender benötigen weniger IT-Services: Der Trend zu flexiblen Preismodellen hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Anwender in Krisenzeiten weniger Leistungen bezogen und bezahlt haben. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die Mitarbeiter abgebaut haben.

  • Verhandlungen ziehen sich länger hin: Das Outsourcing ist aufwendig, der gesamte Prozess dauert oft Monate, manchmal Jahre. Daher sind viele geplante und angestoßene Vorhaben bislang nicht zum Abschluss gekommen.

  • Anwender ziehen zurück: Zu Beginn der Krise gab es großes Interesse am Outsourcing, so dass die Anbieter voller Hoffnung auf gute Geschäfte waren. Viele Gespräche wurden dann aber nicht erfolgreich abgeschlossen.

  • Die Anbieter werden vorsichtiger: Die Aussicht auf eine Geschäftsbeziehung mit einem unsicheren Kandidaten hat viele Dienstleister abgeschreckt. Die Provider wollten in Krisenzeiten auch keine Mitarbeiter übernehmen. Um Deals, die Kunden ganz offenkundig nur angestrebt haben, um schnell Kosten zu sparen, haben Provider einen Bogen gemacht.

Unterm Strich blieb die Goldgräberstimmung, die die Branche in vergangenen Rezessionen erlebt hat, heuer aus. Dennoch gab es Auslagerungsprojekte. Im Infrastrukturbereich verzeichneten die Marktbeobachter wieder große Deals, beispielsweise haben MAN und Linde bei T-Systems unterschrieben. Zudem ist das Geschäft mit Application-Management und Application-Outsourcing gut gewachsen, und auch das schon fast tot geglaubte Business Process Outsourcing zeigte 2009 eine unerwartete Dynamik. "Die Hersteller hatten immer volle Pipelines, selbst im Krisenjahr 2009 gab es keinen Mangel an Geschäftsmöglichkeiten", bilanziert Ridder.

2010: Der Auslagerungsmarkt zieht an

Da Auslagerungsprojekte aber immer langfristige und planungsintensive Vorhaben sind, werden Deals erst nach und nach umsatzwirksam. "Viele Abkommen, die im vergangenen Jahr angestoßen und vorbereitet wurden, kommen in den nächsten Wochen und Monaten zum Abschluss", erwartet Ridder. Das derzeit prominenteste und größte Beispiel gibt der Eon-Konzern, der zum Jahresbeginn drei Aufträge über das Outsourcing der Netze, der zentralen IT und der dezentralen Systeme öffentlich ausgeschrieben hat. Der Gesamtwert beläuft sich auf rund drei Milliarden Euro über die Laufzeit von fünfeinhalb Jahren. Die Planung begann bereits 2009, unterschrieben ist bis dato nichts.

Die Marktforscher von PAC erwarten aufgrund derartiger positiver Signale eine ordentliche Erholung des Auslagerungsmarktes. Für das gesamte Jahr 2010 rechnen sie mit einem Plus von fünf Prozent.

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