Der Markt für IT-Dienstleister

Berater warten auf den Aufschwung

30.09.2010
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Projektgeschäft: Nur das Notwendigste wird gemacht

Anders als im Outsourcing-Markt sollten die IT-Dienstleister im Projektgeschäft für 2010 nicht mit Zuwächsen rechnen. Das vergangene Jahr war mit einem Minus von acht Prozent schlecht, dieses Jahr wird allenfalls mäßig. Zum Jahresende wird nach PAC-Schätzung ein leichter Rückgang zu Buche stehen. Erst 2011 kehrt die Branche wieder auf den Wachstumspfad zurück. Die zähe Erholung hat diverse Ursachen:

  • Unternehmen haben ihre Projekte auf den Prüfstand gestellt: Nahezu alle laufenden und geplanten Arbeiten wurden analysiert und bewertet, um sie dann mit Prioritäten zu versehen.

  • Anwender haben Projekte geteilt: Großaufträge wurden entflochten und nur wichtige Teilaufgaben weiterverfolgt.

  • Konzentration auf das Notwendige: Vor allem dort, wo die IT gesetzliche Auflagen umsetzen muss, haben Anwender keine Abstriche gemacht. So gab es für IT-Dienstleister beispielsweise gute Verdienstmöglichkeiten in Unbundling-Projekten für die Energieversorger.

  • Von der Warteschleife auf das Abstellgleis: Teillösungen, die zugunsten einer schnellen und kostengünstigen Projektabwicklung verschoben wurden, werden oft nicht mehr angefasst. "Jeder weiß: Wenn Projekte zu lange brachliegen, werden sie nicht reaktiviert", dämpft Ridder allzu große Erwartungen in eine schnelle Erholung.

  • Neue Projekte sind klein und übersichtlich: Anwender, die bereits wieder Aufträge vergeben, beginnen überwiegend mit überschaubaren Vorhaben.

  • Die Preise sind gefallen: Infolge des steigenden Wettbewerbsdruck unter anderem durch ambitionierte Offshoring-Anbieter sind die Tagessätze gesunken. "Die Preise waren schon lange unter Druck", beobachtet Leclerque. "Die Krise hat den Effekt noch verstärkt."

Nicht jeder beugt sich dem Diktat

Dem Preisdiktat des Wettbewerbs haben sich jedoch nicht alle Anbieter gebeugt. Gartner-Analyst Ridder berichtet von Anwendern, die sich an den Dienstleistern die Zähne ausgebissen haben. Offenbar haben einige Anbieter Rückstellungen gebildet, um schwere Zeiten auch ohne finanzielle Zugeständnisse zu überbrücken. Wer einmal Nachlässe gewährt hat, darf auf absehbarer Zei nicht mit steigenden Preisen rechnen. "Irgendwann ist der Speck verbraucht, dann geraten auch die Honorare der letzten Anbieter unter Druck", erwartet Ridder.

Darüber hinaus machen sich auf Anwenderseite die positiven Effekte der Standardisierungsbemühungen der letzten Jahre bemerkbar, zum Leidwesen der IT-Beratungs- und -Integrationsanbieter. Die haben in der Vergangenheit gute Geschäfte mit der Komplexität in der IT gemacht. Zudem hat der Trend zum Outsourcing dem Projektgeschäft geschadet. IT-Anwender ohne eigene IT-Installation brauchen weniger Integrationsprojekte. All das dämpft die Aussicht auf eine schnelle Regeneration des Projektmarktes.

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