Interview mit Software-AG-Chef

"Der IT-Gipfel ist zweifellos ein Erfolg"

09.12.2009
Von Rochus Rademacher

Mentale Distanz zur IT ist problematisch

CW: Wo klemmt es denn bei der Erfindungskraft?

STREIBICH: Bei kleineren Unternehmen sind Innovationen oft spontan und personengetrieben, bei den Großunternehmen sind die Prozesse industrialisiert - die können nicht warten, bis ein Abteilungsleiter mal eine zündende Idee hat.

CW: Firmen wie Procter & Gamble oder Lego haben sich trickreich der offenen Innovation verschrieben: Sie beziehen Kunden und externe Entwickler ein. Sind Enterprise-2.0-Ansätze zu kompliziert für Mittelständler?

STREIBICH: Kollaboration ist doch nicht von der Größe des Unternehmens abhängig - es darf nur keine mentale Distanz zur IT bestehen. Insbesondere der IT-Mittelstand arbeitet ja schon sehr kooperativ - in der Breite sind solche Cluster-Ansätze sicherlich noch nicht überall verwirklicht. Oft ist die Rechtslage hinsichtlich der Urheberrechte nicht immer eindeutig.

CW: Und was bringt darüber hinaus die IKT dem expandierenden Mittelständler?

STREIBICH: Sie kann in einer vernetzten Welt helfen, Prozesskosten zu reduzieren und die IT-Infrastruktur skalierbar zu halten. Und sie unterstützt die Optimierung interner Prozesse wie die Steuerung von Filialen, das Controlling, das überregionale Projektmanagement und die Produktion.

CW: Sie sprachen eine mögliche Distanz zur IT an. Was macht die Arbeitsgruppe IuK im Mittelstand dagegen?

STREIBICH: In Deutschland wird in mehr als 90 Prozent aller rund 3,5 Millionen KMUs aufgrund der Betriebsgröße kaum auf eigene, ausgebildete IT-Fachkräfte zurückgegriffen. Um den Umgang mit IT und Kommunikationstechnik zur Grundqualifikation zu machen, haben wir bereits die E-Skill-Initiative gestartet - sie soll IT-Querschnittskompetenzen bei Mitarbeitern entwickeln. Darüber hinaus erachtet die Arbeitsgruppe die verstärkte Vermittlung betriebswirtschaftlicher Grundkenntnisse gerade im Hinblick auf die IT-basierte Prozesssteuerung und -optimierung als essentiell. Und es genügt auch nicht, dass junge Leute privat IKT einsetzen. Es wäre von großem Vorteil, wenn dies in der Schule systematisch weiterentwickelt würde.