Interview mit Software-AG-Chef

"Der IT-Gipfel ist zweifellos ein Erfolg"

09.12.2009
Von Rochus Rademacher

Partner sehen Fusion mit IDS Scheer positiv

CW: Oft wird der Mittelstand mit abgespeckten Lösungen für Großunternehmen abgespeist. Nimmt die IT-Industrie die Bedürfnisse des Mittelstands wirklich ernst?

STREIBICH: Die KMUs sind das Rückgrat der deutschen Industrie - auf sie entfallen 70 Prozent der Wertschöpfung. Die Software AG und auch andere IKT-Unternehmen verfolgen die Devise der kundenorientierten Innovation. Wir nehmen also die Bedürfnisse sehr wohl ernst. Zudem betreuen ja oft die lokalen IT-Dienstleister vor Ort die kleineren Unternehmen - Mittelstand für den Mittelstand. Aber dennoch ist sicherlich Potenzial vorhanden, die Zusammenarbeit zu optimieren.

CW: Gilt das von Ihnen für KMUs postulierte Gebot der Größe auch für die Software AG?

STREIBICH: Um sich sein eigenes Ökosystem zu schaffen, strebt die Software AG das Ziel an, einen Umsatz von einer Milliarde Euro zu machen - und das ist der Start-, nicht der Endpunkt.

CW: Wann erreichen Sie dieses Ziel?

STREIBICH: Voraussichtlich nächstes Jahr.

CW: Die Software AG hisst mit ihrer künftigen Consulting-Unit IDS Scheer die Flagge der Prozessexzellenz. Wie günstig steht dafür der Wind im Mittelstand?

STREIBICH: IKT zielt auf die Digitalisierung des Unternehmens ab - nur was man digitalisiert hat, kann man messen, managen, verlagern, optimieren und wettbewerbsfähig machen. Das Gebot der Prozessexzellenz gilt deshalb auch für den etwas größeren Mittelständler, der international agiert oder dessen Geschäftsmodelle - wie in der Logistikbranche - auf reibungslosen Prozessen beruhen.

CW: Ist das bezahlbar?

STREIBICH: Früher waren entsprechende Projekte oft sehr teuer, durch die serviceorientierte Architektur kann der Mittelständler in kleineren Inkrementen vorgehen - das Projektrisiko ist erheblich kleiner.

CW: Wie wollen die Modellierungs-Technik von IDS Scheer eng mit der Ablaufumgebung der Software AG koppeln. Sind die Partner der Software AG wie IBM, Oracle, SAP oder Tibco nicht verschnupft, dass Webmethods und Aris nun gemeinsame Sache machen?

STREIBICH: Die Reaktionen von Partnern und Kunden waren sehr positiv. SAP beispielsweise geht davon aus, dass sich IDS Scheer unter dem Dach der Software AG noch besser entwickeln wird.

CW: Wann werden Sie Erfolgsnachweise der laufenden Übernahme auf den Tisch legen?

STREIBICH: Zur CeBIT 2010 werden wir die enge Koppelung von Aris und Webmethods zeigen und auch eine Roadmap vorstellen.

Rochus Rademacher ist freier Journalist.