Im Rechenzentrum prallen zwei Welten aufeinander: System- und Netzwerkmanager sind für die Verwaltung der aktiven IT-Komponenten wie Server, Speichersysteme und Netzwerkkomponenten zuständig. Der Facility-Manager kümmert sich um die Stromversorgung, die baulichen Gegebenheiten des Data Centers und die Klimatisierung. Beide Bereiche nutzten bislang unterschiedliche Tools, um "ihre" Welt zu verwalten. Die Folge: Eine ganzheitliche Sicht auf die Infrastrukturkomponenten eines Rechenzentrums fehlte. Diese Silo-Sichtweise herrscht noch in vielen Rechenzentren vor.
Einen Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation eröffnet das Data Center Infrastructure Management (DCIM). Es schlägt eine Brücke zwischen der IT-Infrastruktur, also Servern, Storage-Systemen, Racks und Netzwerksystemen wie Switches und I/O-Komponenten, und den Anlagen-Parametern. Dazu zählen die Stromversorgung, Klimatisierung, Kühlung und passive Elemente wie die Verkabelung. Ein weiterer Faktor ist die Nutzung der Flächen in einem Rechenzentrum, also wo welche IT-Infrastrukturkomponenten platziert werden und wie diese am besten an die Stromversorgung und an Kühlsysteme angebunden werden.
Laut einer Umfrage von Data Center Knowledge unter Rechenzentrumsverantwortlichen vom August 2011 rangiert Data Center Infrastructure Management auf Platz vier der Prioritätenliste, noch vor Themen wie Cloud Computing und der Konsolidierung von Servern und Storage-Systemen.
Die Kühlung, Stromversorgung und optimale Ausnutzung des vorhandenen Raums stellt laut Gartner für IT-Verantwortliche eine der größten Herausforderungen dar. DCIM-Werkzeuge können dazu beitragen, solche Probleme zu lösen.
Data Center Infrastructure Management umfasst eine Vielzahl von Disziplinen. Aus diesem Grund bieten viele Anbieter von DCIM-Suiten ihre Lösungen in Form von Modulen an. Anwender können somit Tools auswählen, welche die für sie relevanten Funktionen bereitstellen, etwa für die Überwachung des Energieverbrauchs von IT-Systemen.
Mit einer DCIM-Software wie Struxureware von APC (Schneider Electric) lassen sich sowohl IT-Systeme als auch Infrastruktur-Komponenten wie Stromversorgungen und Klimaanlagen überwachen.
Für die Planung ist wichtig, dass ein DCIM-Tool einen Blick bis hinab auf die Ebene einzelner Racks mit Servern und Netzwerksystemen erlaubt.
Eine zentrale Funktion von DCIM ist die Überwachung und Optimierung des Energieverbrauchs des Rechenzentrums. Nur auf diese Weise lassen sich Parameter wie der PUE-Wert (Power Usage Efficiency) verbessern.
Einige Anbieter von DCIM-Produkten verwenden Hardware-Appliances, etwa das Avocent Universal Management Gateway, um Daten zu sammeln und aufzubereiten.
Wichtig ist ein zentrales Dashboard, auf dem das DCIM-System alle Daten in übersichtlicher Form präsentiert.
Eine klare Definition, was unter DCIM zu verstehen ist und welche Bestandteile es umfasst, gibt es allerdings nicht. Die Ansätze von Marktforschungs- und Beratungsgesellschaften wie Gartner, IDC, Forrester Research und 451 Research unterscheiden sich deutlich voneinander. Laut 451 Research umfasst DCIM eine Vielzahl von Funktionsblöcken, vom Erfassen von Daten über das Management von Kühlsystemen, Stromversorgungen und aktiven IT-Komponenten bis hin zur Kapazitätsplanung der IT- und Rechenzentrumsinfrastruktur und deren Optimierung. Für Forrester wiederum ist DCIM nur eine Komponente einer übergreifenden Data-Center-Management-Architektur, in die auch die Verwaltung von Servern, Storage-Systemen und Netzwerkkomponenten einbezogen werden muss.
Checkliste: Welche Funktionen DCIM-Tools bieten sollten
Welche DCIM-Software der Betreiber eines Rechenzentrums benötigt, hängt von den individuellen Anforderungen ab. Im Idealfall ist ein Management-Tool modular aufgebaut und bietet somit die Option, dass der Anwender nach Bedarf Funktionen integriert. Es gibt jedoch einige Basisfunktionen, die jedes Data-Center-Infrastructure-Management-Produkt zur Verfügung stellen sollte. In der folgenden Checkliste sind die wichtigsten aufgeführt:
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Browser-basierte Applikation: Die Anwendung sollte über alle gängigen Web-Browser zugänglich sein, nicht über spezielle Management-Interfaces. Dies vereinfacht die Bedienung und erhöht die Flexibilität in der täglichen Praxis.
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Echtzeit-Analyse: Daten sollten in Echtzeit erfasst, aufbereitet und in entsprechende Statusmeldungen umgesetzt werden.
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Direkte Installation im Corporate Network: Die DCIM-Software sollte sich innerhalb des Unternehmensnetzes implementieren lassen, ohne Einsatz von DMZ (Demilitarisierten Zonen) und VPN (Virtual Private Networks). Dies macht die Installation einfacher und reduziert Latenzzeiten.
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Intuitive Benutzeroberfläche: Ein Schwachpunkt einiger DCIM-Tools ist die Bedienung. Komplexe User-Interfaces und wenig aussagekräftige Reports sind kontraproduktiv. Eine DCIM-Software muss alle relevanten Informationen schnell und in übersichtlicher Form auf den Bildschirm bringen: Auslastung von Systemen, Leistungsreserven, Entwicklung der Auslastung, Trends et cetera.
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Unterstützung aller Hardware-Komponenten und Betriebssysteme im Data-Center: Es klingt trivial, doch eine DCIM-Lösung muss Schnittstellen zu allen Systemen und Betriebssystemen bereitstellen. Das Problem dabei: Es müssen völlig unterschiedliche Systeme unter einen Hut gebracht werden, wie Server und Netzwerkkomponenten, aber auch Klimatisierungssysteme und Stromversorgungen.
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Detaillierte Informationen bis hinab auf die Ebene von Racks oder einzelnen Systemen: Ein DCIM-System sollte beispielsweise Informationen über den Stromverbrauch pro Rack, Rack-Reihe oder Schrank liefern. Außerdem sollten sich Berechnungen des PUE-Werte (Power Usage Efficiency) durchführen lassen.
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Sicherheitsfunktionen, die den Zugriff Unbefugter auf DCIM-Daten oder gar auf die überwachten Endsysteme unterbinden.
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Die Option, Trendanalysen und eine Kapazitätsplanung beziehungsweise -optimierung durchzuführen. Bei der Planung der Standorte von Servern oder anderen IT-Systemen ist es zudem hilfreich, wenn sich die Baupläne des Data-Centers in das DCIM-Tools importieren lassen.
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Einfache Integration neuer Komponenten, ohne dass am DCIM-System Programmierarbeiten nötig sind: Das heißt, die Software muss Schnittstellen zu Datensystemen (Server, Switches et cetera) bereitstellen, aber auch zu Komponenten wie Lüftungs- und Klimatisierungssystemen, USVs und der Gebäudeleittechnik.
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Support für alle Protokolle und Bussysteme, die in den Bereichen IT und Facility-Management eingesetzt werden. Dazu zählen unter anderem TCP/IP, SNMP, IPMI (Intelligent Platform Management Interface), DCMI (Data Center Manageability Interface), Modnet, BACnet und OPC (OLE for Process Control).
Gartner wiederum sieht in Data Center Infrastructure Management das Monitoring von "Low-Level-Infrastruktur-Daten" im Rechenzentrum sowie deren Aufbereitung und Analyse. DCIM weist demzufolge Elemente des klassischen Systemmanagements und der Facility-Managements auf. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der physischen IT-Infrastruktur und IT-Komponenten wie Racks, Servern und Netzwerkkomponenten.