Warten auf die neue Ära im Mobilfunk

23.01.2004
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Die Verantwortung dafür, dass UMTS in Deutschland nicht so recht in Gang kommt, schieben sich die Netzbetreiber und die Hersteller von 3G-Endgeräten gegenseitig zu. So betonen Vodafone, T-Mobile, O2 und E-Plus immer wieder, dass vor der Einführung von 3G-Diensten zunächst entsprechende Handys oder digitale Assistenten mit UMTS-Modul in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen müssten. Rudolf Gröger, CEO von O2, fordert, dass der Kunde beim Start von UMTS die Wahl zwischen mindestens drei Endgeräten haben sollte. Diese müssten in Stückzahlen von jeweils 10000 bis 20000 Exemplaren bereitstehen.

Die Vorwürfe lassen die Hersteller von Endgeräten nicht auf sich sitzen. Motorola und NEC etwa verweisen darauf, dass sie die Geräte jederzeit in den geforderten größeren Stückzahlen produzieren könnten. Auch Nokias erstes 3G-Telefon, das "6650", ist nach Angaben der Firma seit Oktober über ausgewählte Großhändler in Deutschland erhältlich, genügt aber den Ansprüchen der Carrier nicht. Inzwischen stellten die Finnen mit dem Nokia "7600" ein weiteres Modell vor, das durch sein futuristisches Design ins Auge sticht.

Auch im Produktportfolio anderer Hersteller haben UMTS-Telefone Einzug gehalten. Siemens Mobile hat in Zusammenarbeit mit Motorola die zwei Geräte "U10" und "U15" entwickelt. Bereits verfügbar sind außerdem UMTS-fähige Telefone von Samsung, Sharp, Sanyo, Panasonic und etlichen anderen Anbietern. Sony Ericsson geht dagegen bedächtiger vor. Das japanisch-schwedische Gemeinschaftsunternehmen will sein "Z1010" erst Anfang 2004 auf den Markt bringen.

UMTS: Fass ohne Boden? Das Universal Mobile Telecommunications System ist für die Netzbetreiber ein kostspieliges Vergnügen. Die ursprünglich sechs Mobilfunkbetreiber, die im Juli 2000 in Deutschland Lizenzen ersteigerten, legten dafür umgerechnet rund 51,5 Milliarden Euro auf den Tisch. Die vier verbliebenen Unternehmen müssen für den Aufbau eines 3G-Netzes nach Schätzung von Fachleuten etwa zehn Milliarden Euro veranschlagen. Die Kosten für das Akquirieren von Kunden und den Unterhalt des Netzes werden auf etwa sieben bis zehn Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Angesichts dieser exorbitanten Summen wollen mehrere Firmen bei der Europäischen Union eine Lockerung der Lizenzbestimmungen durchsetzen. Dazu zählen T-Mobile, France Télécom, British Telecom, Ericsson und Philips.

Dass viele Anwender der neuen Technik mit einer gewissen Skepsis begegnen, hat mehrere Gründe. So herrscht zum Beispiel Verunsicherung darüber, welche der vielen für den mobilen Datentransport propagierten Techniken denn nun die "richtige" ist. Mit Enhanced Data Rates for GSM Evolution (Edge) und GPRS stehen nämlich zwei Verfahren zur Auswahl, die theoretisch Datenraten von mehr als 400 Kbit/s bieten. In der Praxis sind jedoch meist nur Dienste mit einem Nettodurchsatz von 30 bis 40 Kbit/s verfügbar.

GPRS macht UMTS Konkurrenz