Warten auf die neue Ära im Mobilfunk

23.01.2004
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

"Alle führenden Mobilfunk-Carrier in Westeuropa haben GPRS-Dienste gestartet", sagt Ariel Dajes vom britischen Marktforschungsinstitut Analysys. "Die Kunden können darüber beispielsweise Multimedia-Nachrichten versenden oder online spielen." Vodafone mit "Vodafone live" und T- Mobile mit "T-Zones" haben Angebote entwickelt, die auf diese Übertragungstechnik ausgelegt sind. Sie richten sich in erster Linie an junge Leute und technikverliebte Anwender. Hinzu kommen Services, die auf Firmenkunden zielen, etwa Datendienste, mit denen Mitarbeiter von unterwegs aus über gesicherte Verbindungen, den Virtual Private Networks (VPN), auf das Firmennetz zugreifen oder über das Internet E-Mails abrufen können. Die Beratungsgesellschaft Gartner ist der Auffassung, dass der Umsatz mit Datendiensten auf Grundlage von GPRS in Westeuropa im Jahr 2007 ein Volumen von mehr als 18 Milliarden Dollar aufweisen wird. Auf 3G-Services entfallen Gartner zufolge im selben Jahr etwa vier Milliarden

Dollar.

Trotz der sicher ungewollten Konkurrenz durch GPRS wird sich UMTS nach Auffassung aller Experten durchsetzen. "Der Umschwung zugunsten von 3G in Westeuropa setzt 2006 ein", prognostiziert Katrina Bond von Analysys. Das Marktforschungsinstitut erwartet, dass 2008 mehr als 60 Prozent der 200 Millionen in Westeuropa eingesetzten Handys UMTS unterstützen.

Evolution statt Revolution

Bis es so weit ist, muss 3G jedoch noch einige technische Hürden nehmen. Speziell die Interoperabilität von Handys, Basisstationen und Vermittlungssystemen bereitet den Herstellern immer noch Kopfzerbrechen. Daran ist die International Telecommunication Union (ITU) nicht ganz unschuldig. Die Organisation, die für Standards im Bereich Telekommunikation zuständig ist, wollte vermeiden, dass es bei der Weiterentwicklung von Mobilkommunikationssystemen der zweiten Generation (2G) hin zu 3G-Systemen zu einem technologischen Bruch kommt. Evolution statt Revolution, lautete die Devise.

Deshalb hat die ITU die Basisnorm IMT-2000 von UMTS so ausgelegt, dass sie eine Brücke zum GSM-Standard schlägt. Die Urversion der Norm stammt aus dem Dezember 1999. Seitdem wurden jedoch fünf Erweiterungen vorgenommen, um neue Funktionen zu integrieren. Diese Ergänzungen stellen die Hersteller vor Probleme. Sie müssen nicht nur ihre Produkte an die neuen Versionen anpassen, sondern zusätzlich auch die Testprozeduren modifizieren. Das kostet Geld und Zeit.