Was Kinder im Computerzeitalter brauchen

12.11.2004
Von Christian Nürnberger

Über Computerkompetenz verfügt nicht, wer sich durchs Meer der Websites klicken kann. Und wer täglich stundenlang am Computer daddelt, ist das Gegenteil von medienkompetent. Über Medienkompetenz kann nur verfügen, wer grundsätzlich zu allem eine kritische Haltung einnimmt, auch zum Computer und zur Informationstechnologie. Selbstverständlich setzt so eine kritische Haltung ein Mindestmaß an Kenntnissen voraus, denn was ich nicht kenne, kann ich auch nicht kritisch beurteilen. Und darum gehört der Computer in den Unterricht. Aber nicht vom ersten Schuljahr an. Frühestens Elfjährige sollte man an den Computer heranführen. Es macht auch nichts, wenn es noch später geschieht, denn bis zum 14. Lebensjahr brauchen Kinder etwas ganz anderes als den Computer.

 Von der Geburt bis zum 14. Lebensjahr und darüber hinaus brauchen Kinder auch im Informationszeitalter das, was Kinder schon immer gebraucht haben und immer brauchen werden: ein warmes Nest, in dem sie sich geborgen fühlen, mindestens einen Menschen, der sie bedingungslos liebt und annimmt, der ihnen Geschichten erzählt, ihnen vorliest, ihre natürliche Neugier befriedigt, ihre tausend Fragen beantwortet, ihre Neugier immer wieder neu weckt und nährt. Kinder, die so einen Menschen haben, erwerben die vier für die Informationsgesellschaft wichtigsten Schlüsselqualifikationen wie von selbst: Sprachkompetenz, emotionale Intelligenz, soziale Intelligenz und ein Weltwissen, das so etwas wie Computer- und Medienkompetenz mit einschließt, aber noch viel mehr umfasst.