Web-Services: Das Versprechen der Einfachheit

27.03.2002
Von 


Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Der Hauptgrund für die breite Zustimmung in der Branche sind vor allem die zugrunde liegenden offenen Standards. Web-Services beruhen auf der universellen Beschreibungssprache XML, die in die drei Basisstandards Soap (Simple Object Access Protocol), WSDL (Web Services Description Language) und UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) Eingang gefunden hat. Bedeutsam ist zudem die Übertragung der XML-Daten über den allgegenwärtigen Web-Transportmechanismus HTTP (Hypertext Transfer Protocol) - damit sind die Anforderungen für die Datenkommunikation auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht. Web-Services erreichen somit einen Grad von Interoperabilität, der das Beschreiben, Publizieren und Aufrufen von Anwendungen gegenüber jedem Teilnehmer einer Transaktion völlig unabhängig von der darunter liegenden Architektur ermöglicht.

Herauskommen sollen dabei - das ist die große Hoffnung von Anbietern wie Anwendern - Programme, die unabhängig von ihrer Plattform und ihrem Standort miteinander kommunizieren und Daten austauschen können. Die Erfolgsgeschichte des Internet, die bisher in erster Linie auf der Bereitstellung von Inhalten beruhte, soll damit auf das Angebot von Software und neuer Dienstleistungen ausgeweitet werden.

Tatsächlich spricht vieles dafür, dass diese Rechnung aufgeht. Von einer historisch zwangsläufigen Entwicklung hin zu den Web-Services hat sogar David Winer, CEO der Softwarefirma User Land, unlängst auf einer Web-Services-Konferenz der COMPUTERWOCHE-Schwesterzeitschrift „Infoworld“ in San Francisco gesprochen. Winer, der 1998 zusammen mit Microsoft den XML RPC (Remote Procedure Call) als Grundlage für Soap erfunden hatte, sieht einen wichtigen Schritt in diese Richtung in Microsofts Idee von 1983, anstelle von monolithischen Programmen Softwarekomponenten dynamisch mit Script-Sprachen zu verknüpfen. Dem folgte die Entwicklung der grafischen Benutzeroberflächen. Auf den Web-Boom, mit dem sich die Browser, HTTP-Server und TCP/IP etablierten, folgte die zwangsläufige Verschmelzung von Browser und Desktop auf praktisch allen Systemen. Mit den

Web-Services schließlich, so Winer, hätten Unix und der Desktop zusammengefunden.

Die breite Akzeptanz der Web-Service-Technologie führt Winer unter Berufung auf den IT-Pionier Douglas Engelbart auf die Einfachheit ihrer Grundlagen zurück. „Neues muss einfach beginnen, sonst hat es keine Chance“, so Winer. „Wenn man eine neue Technologie nicht von Anfang an versteht, wird man sie ignorieren.“ Beispielhaft für diese Einfachheit sei seine Website Weblogs.com, die Winer mit Hilfe seiner neuen Software „Radio Userland“ auf der Basis von Soap und XML entwickelt hat.

Handfeste Vorteile erwarten viele Experten durch die Einführung von Web-Services in Unternehmen. Wo bisher aufwändige Middleware für die Integration unterschiedlicher Anwendungen auf verschiedenen Plattformen zur Selbstverständlichkeit gehört, könnten mit Hilfe von einfachen Web-Service-Schnittstellen kostengünstigere Lösungen realisiert werden. Schließlich kann man Web-Services, auf einen einfachen Nenner gebracht, als Schnittstellen-Mechanismus verstehen, als einfaches Interface, das einem Programm etwa den Aufruf von Methoden fremder, entfernter Objekte ermöglicht, ganz egal in welcher Programmiersprache diese verfasst sind. Giga-Analyst Mike Gilpin verglich Web-Services auf der „Infoworld“-Konferenz mit einem Mc-Donalds-Drive-In: „Im Restaurant passieren viele Dinge, die man nicht sieht oder gar nicht sehen will. Der Kunde hat lediglich mit einem Bestellsystem zu tun, ohne wissen zu